Hier die jubelnden Kreuzlingerinnen vom Handball Sportclub Kreuzlingen, dort die hängenden Köpfe der St. Gallerinnen. Das Ostschweizer Derby bot in der Schlussphase viel Dramatik. Mit einem herrlichen Rückraumwurf zum 25:25 sicherte Petra Skoricova, mit insgesamt acht Treffern die erfolgreichste Schützin der Partie, den Einheimischen einen hochverdienten Punkt. Mit diesem Unentschieden hätte in der Egelseehalle rund sechseinhalb Minuten vor dem Ende kaum mehr jemand gerechnet. Der klar favorisierte Rekordmeister aus der Olmastadt führte zu diesem Zeitpunkt noch mit 24:20.
Doch dann begann beim Team des dänischen Cheftrainers Nicolaj Andersson unerwartet das grosse Zittern. Das Nachlassen des LC Brühl mit seinen drei A-Nationalspielerinnen (Altherr, Schmid und Dokovic) nützte der kämpferische HSCK gleich zu vier Treffern in Serie und schaffte so 200 Sekunden vor der Sirene nochmals den Ausgleich. Die hektische Schlussphase war damit eröffnet. Zuerst reagierte die routinierte Kreisläuferin Martina Pavic (80 Länderspiele für Kroatien) nach einer weiteren Parade der für die Schlussviertelstunde eingewechselten Torfrau Nathalie Wörner am schnellsten und brachte Brühl noch einmal in Front.
Da waren nur noch 36 Sekunden zu spielen. Sofort nahm Kreuzlingens Cheftrainerin Kristina Ertl-Hug ein letztes Team Time-out, um zusammen mit Coach Urs Mühlethaler die finale Angriffstaktik zu besprechen. Mit Erfolg, denn Linkshänderin Petra Skoricova traf fünf Sekunden vor der Sirene wuchtig um 25:25. Ein letzter Brühler Freistoss in der Schlusssekunde brachte keine Resultatkorrektur mehr. Allerdings legte der St. Galler Trainerstab nach Spielschluss einen Protest ein, da man einen regeltechnischen Fehler monierte. Der Rekordmeister hat nur drei Tage lang Zeit, diesen Protest zu bestätigen oder zurückzuziehen. Würde Brühl den Protest bestätigen und dieser Schiedsgericht anerkannt, müsste das Spiel wiederholt werden.
Korrektes Verdikt
Über die gesamten 60 Minuten gesehen geht die Punkteteilung sicher in Ordnung. Herausforderer Kreuzlingen erwischte den besseren Start und lang in den ersten 20 Minuten meist knapp vorne. Dann kippte die Partie, auch weil beim HSCK im Angriff nicht mehr viel zusammenpasste. Mit sechs Treffern in Serie machte der Rekordmeister aus einem 6:8-Rückstand eine 12:8-Führung.
Bezeichnenderweise beendete Jenny Heinstadt die Kreuzlinger Torflaute erst mit einem verwerteten Gegenstoss zum 9:12-Halbzeitstand. Diesen Vorsprung verwaltete Brühl, das in der Abwehr konsequent zur Sache ging, nach der Pause mehrheitlich souverän. Aber eben nicht bis zum Schluss, sondern nur bis zur 54. Minute. Dagegen bewiesen die Thurgauerinnen eine tolle Moral und grossen Kampfgeist. Sie stemmten sich entschlossen gegen die drohende 16. Niederlage im 16. SPL1-Duell mit dem Rekordmeister und durften sich deshalb am Ende verdientermassen über einen Punkt freuen.
Zu Gast beim erstarkten HVH
Während St. Gallen damit auch nach der zweiten Partie noch sieglos bleibt, dürfen die Kreuzlingerinnen resultatmässig mit ihrem Saisonstart zufrieden sein. Mit 3:1 Punkten zierten sie zumindest für rund 20 Stunden sogar die Tabellenspitze. Am nächsten Samstag folgt für den HSCK das schwierige Gastspiel beim Überraschungsteam HV Herzogenbuchsee. Eine Woche später (24.9./17 Uhr) empfangen die Thurgauerinnen mit dem LK Zug dann einen nächsten Titelanwärter in der Egelseehalle.
HSC Kreuzlingen – LC Brühl HB St.Gallen 25:25 (9:12)
Egelsee. – 220 Zuschauer. – Sr. Keist/Winkler.
Strafen: 5-mal 2 Minuten gegen Kreuzlingen, 4-mal 2 Minuten gegen St. Gallen.
Kreuzlingen: Siggaard (1.-48./10 Paraden), Wörner (48.-60. plus für 2 Penalties/3 Paraden, davon 1 Penalty); Blanke (4), Kampelmühler-Rink, Skoricova (8), Suter, Klein (2), Weidmann, Schalko (2), Rothacker, Marku, Rakraric (2), Novotna (3), Heinstadt (4).
St. Gallen: Dokovic (1.-60./9 Paraden, davon 1 Penalty), Schlachter (nicht eingesetzt); Kernatsch (2), Pavic (4), Ackermann, Altherr (4), Wolff (5), Tomasini (2), Schmid (3), Mosimann, Lüscher, Gutkowska (2), Zürni (3/2), Baric.
Bemerkungen: Penaltystatistik: Kreuzlingen 0/1, St. Gallen 2/4. – Bei Kreuzlingen Suter und Rothacker nicht eingesetzt, Marku und Kikanovic (beide verletzt).
Nachtrag vom 14. September 2022
St. Gallen hat Protest nicht bestätigt
Das 25:25-Unentschieden im Ostschweizer SPL1-Derby zwischen dem HSC Kreuzlingen und Rekordmeister LC Brühl Handball St. Gallen vom letzten Samstag ist in trockenen Tüchern. St. Gallen hat den direkt nach dem Spiel eingereichten Protest wegen einer möglichen Regelwidrigkeit seitens des HSC Kreuzlingen nicht innerhalb der vorgeschriebenen Frist bestätigt, wie der Verband heute dem HSCK per Mail mitteilte. Damit hat Kreuzlingen im 16. Duell mit dem Titelanwärter erstmals gepunktet und verbleibt auf dem 3. Tabellenplatz der höchsten Schweizer Spielklasse.