Da hatten sich die Kreuzlinger Handballer definitiv mehr erhofft im Derby vor fast 1000 Zuschauern in der Kreuzbleiche. Sie hatten gehofft, die St. Galler mehr fordern zu können als noch im ersten Duell von Anfang Oktober (26:32). Inzwischen hatte der HSCK gegen Spitzenteams wie Kadetten Schaffhausen und Pfadi Winterthur durchaus respektable Leistungen erbracht für einen Aufsteiger. Zudem muss St. Otmar immer noch auf seinen verletzten polnischen «Überflieger» Ariel Pietrasik verzichten. Doch bei den Kreuzlingern wich die Zuversicht bereits in der Startphase der Ernüchterung. Nicht zum ersten Mal verpatzte der Aufsteiger den Start komplett und erholte sich davon nie mehr. Dagegen zeigte das personell angeschlagene St. Otmar auf, wie man mit maximaler Konzentration und Konsequenz in ein solch wichtiges Spiel geht. Vor allem die Effizienz der Otmärler in der ersten Halbzeit war beeindruckend: 90 Prozent der Würfe waren erfolgreich, beim Aufsteiger gerademal jeder zweite. Zumindest hinterliess Neuzuzug Fynn Gonschor mit vier Toren aus fünf Versuchen diesbezüglich einen positiven Eindruck.
Jurily nicht zu bändigen
Die Kreuzlinger erwischten wie schon drei Tage zuvor einen schlechten Start. Die defensive 6:0-Abwehr bekam überhaupt keinen Zugriff auf den wurfgewaltigen Zweimeter-Mann Dominik Jurilj. Der St. Galler Rückraumspieler konnte immer wieder fast unbedrängt abschliessen und skorte so alleine in der Startviertelstunde sechs Mal. Dazu orchestrierte auch Spielmacher Andrija Pendic das Angriffsspiel der Olmastädter nahezu ungestört. Von der oft gelobten starken HSCK-Verteidigung war nichts zu sehen. Auch Torhüter Haris Berisha brachte keine Hand an den Ball. Nach nur einer Parade bei elf Würfen wurde er durch Routinier Nikola Marinovic ersetzt. Im Angriff passte bei den Thurgauer ebenso wenig zusammen. Topscorer Drenit Tahirukaj traf nicht einmal bei jedem dritten Wurf und der spät eingewechselte Bruno Kozina versuchte zwar etwas zu bewegen, blieb aber mal für mal am physisch starken St. Galler Mittelblock hängen.
Aus Kreuzlinger Sicht war es bis zur 25. Minute und dem 17:8 für die Gastgeber die schwächste Halbzeit in der bisherigen Meisterschaft. Erst als Trainer Heiko Grimm nach dem bereits zweiten Team-Timeout (24. Minute) auf eine offensivere 5:1-Abwehr umstellte, geriet der St. Galler Angriffsschwung ins Stocken. Nun schlich sich auch bei St. Otmar der eine oder andere Fehler ein. So kamen die Kreuzlinger dank vier Treffern in Serie auf 18:13 heran. Otmar-Trainer Zoltan Cordas reagierte mit einem zweiten Kreisläufer. Am Ende gingen die Gastgeber mit einem komfortablen 19:13-Polster in die Pause. Dominik Jurily und Severin Kaiser erzielten zusammen 13 Tore für die St. Galler.
Abwehrchef früh raus
Der HSCK musste mit der Hypothek in die zweite Halbzeit, dass Bujar Ramosaj und Attila Kun nach je zwei Zeitstrafen das frühzeitige Spielende drohte. Und für den Abwehrchef wurde dieses Szenario bereits in der 36. Minute Realität. Ein herber Rückschlag für die Thurgauer – und auch ein Bruch in ihrem Spiel. Davon profitierte insbesondere wieder «Kanonier» Jurilj. Immerhin durfte man dem HSCK attestieren, dass er weiter versuchte, doch noch einmal heranzukommen. Im Angriff fehlte es schlussendlich aber ganz einfach an der nötigen Qualität und Durchschlagskraft, um die Gastgeber in Bedrängnis bringen zu können. Sogenannt «einfache Tore» aus dem Rückraum waren auf Kreuzlinger Seite absolute Mangelware. Die Endphase des Derbys, welches viel einseitiger verlief als erwartet, verkam zu einem Trainingsspiel und Wettkampfbedingungen.
Wertvolle Verschnaufpause
Für die Kreuzlinger geht die Meisterschaft erst am Freitag, 9. Dezember, mit dem Gastspiel beim BSV Bern in der Gümliger Mobiliar-Arena weiter. Bis dahin bietet sich Cheftrainer Heiko Grimm die Möglichkeit, seine Team wieder auf Kurs zu bringen und die Batterien wieder aufzuladen. Die letzte Phase hat viel Substanz gekostet. Zwar liegt man jetzt drei Punkte hinter St. Gallen zurück, aber bei elf noch ausstehenden Partien ist immer noch einiges möglich. Das nächste Heimspiel bestreitet der HSCK dann am Mittwoch, 14. Dezember, 20.00 Uhr, gegen Wacker Thun.
TSV St. Otmar St. Gallen – HSC Kreuzlingen 36:26 (19:13)
Kreuzbleiche. – 920 Zuschauer. – Sr. Brunner/Salah.
Strafen: 5-mal 2 Minuten (40. Disqualifikation Juric) gegen St. Gallen, 6-mal 2 Minuten (36. Disqualifikation Ramosaj) gegen Kreuzlingen.
St. Gallen: Zernovic (1.-60./10 Paraden, davon 1 Penalty), Perazic (für 2 Penaltys/1 Parade); Pendic (7/2), Geisser (2), Ben Romdhane (1), Jurilj (12/1), Haas, Kaiser (9/5), Gangl, Juric (3), Schneider, Kürsteiner, Rojnica, Onamade (1).
Kreuzlingen: Berisha (1.-14./39.-60./5 Paraden), Marinovic (14.-39./3 Paraden); Gonschor (4), Lutz, Dedaj (2/2), F. Zeller, Bär, Heim (1), Fricker (4/3), Kun (6), Ramosaj, Kavcic (2), Kozina (4), Drilon Tahirukaj, Drenit Tahirukaj (3).
Bemerkungen: Penaltystatistik: St. Gallen 8 von 9, Kreuzlingen 5 von 7. – St. Gallen u.a. ohne Pietrasik und Schramm (beide verletzt); Kreuzlingen u.a. ohne Schneider, M. Zeller, Mirdita und R. Wipf (alle verletzt). – Als beste Spieler ausgezeichnet: Severin Kaiser (SG) und Fynn Gonschor (4).