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05.12.2022
07.12.2022 07:07 Uhr

Sepp Blatter: «Ich wette weiterhin auf die Schweiz»

Ronaldo oder Messi? Es ist die Fragen aller Fragen im Weltfussball. Bild: Linth24
Ronaldo oder Messi? Der frühere Fifa-Präsident Sepp Blatter erinnert sich an eine Aussage, die zu politischen Verstimmungen geführt hat. Und er hofft im Schweizer Achtelfinal gegen Portugal auf das Team von Trainer Murat Yakin – auch im eigenen Interesse.

Es war im Oktober 2013, als ich einen Vortrag vor Studenten der Oxford-University hielt – und dabei gefragt wurde, wer der beste sei: «Lionel Messi oder Cristiano Ronaldo?» Eine solche Frage lässt keinen Kompromiss zu. Also schlug ich mich auf die Seite von Messi, weil der Argentinier die Spielkunst und die Leichtigkeit des Fussballs wie kein Zweiter verkörpert – und weil er mir als Schwiegersohn besser gepasst hätte als Ronaldo. Meine Aussage löste damals ein sportpolitisches Erdbeben aus. Sowohl in Portugal als auch bei  Ronaldos damaligem Arbeitgeber – Real Madrid –, musste ich erklären. Dass ich selber Ehrenmitglied (Socio de Honor) von Real bin, machte die Sache nicht besser.

Neun Jahre später kann ich über diese Episode schmunzeln. Aber die Geschichte macht deutlich, wie gross der Fussball in diesen Ländern ist – und wie heissblütig über den besten Spieler der Welt diskutiert wird. Auch im Allzeit-Ranking des Fussballer des Jahres sind die Positionen bezogen: Lionel Messi gewann den Titel sechsmal, Cristiano Ronaldo fünfmal.

Mbappé, der Nachfolger 

An der WM in Katar erleben wir momentan das vielleicht letzte Schaulaufen der beiden Ausnahmekönner auf Nationalteam-Stufe. Ronaldo ist 37 Jahre alt, Messi 35. Und wieder werde ich gefragt, wen ich nun den besten finde. Und der Nachfolger steht ebenfalls schon bereit: Kylian Mbappé. Was der Franzose im Achtelfinal gegen Polen gezeigt hat, gehörte zum Besten, das wir bisher in Katar gesehen haben.
Doch noch bleibt die Frage, um den Königstitel: Messi oder Ronaldo? Ich will mich nicht so klar festlegen wie damals in Oxford. Was Ronaldo seither erreicht hat, wie konsequent und diszipliniert er an sich arbeitet, verdient höchsten Respekt. Zwar besitzt er nicht das Intuitive und Filigrane wie «Strassenfussballer» Messi, seine Unnachgiebigkeit, Athletik und Kaltblütigkeit beeindrucken mich aber tief. Und als Werbeträger und Marketingikone hat er unser Spiel so oder so in eine neue Dimension geführt. Auf Instagram vereinigt er 507 Millionen Followers. Nach seinem Abgang bei Manchester United soll ihm ein saudischer Klub ein Jahresgehalt von 200 Millionen Euro geboten haben. Im Vergleich dazu muss sich Messi bei Paris St-Germain schon fast wie ein Sozialhilfebezüger vorkommen – bei einem Jahressalär von 41 Millionen.

Messi oder Ronaldo? Der bisherige WM-Verlauf spricht eher für den argentinischen Supertechniker. Im Achtelfinal gegen Australien legte er eine beeindruckende Talentprobe ab und darf weiterhin darauf hoffen, seine Karriere doch noch mit dem WM-Titel zu krönen. Dagegen bekundete Ronaldo bisher Mühe, im Turnier Fuss zu fassen.

«Ich wünsche Ronaldo viel Glück»

Am Dienstagabend trifft er mit Portugal auf die Schweiz. Es wird eine faszinierende Affiche im Finalstadion Lusail Iconic vor 80‘000 Zuschauern. Ich wünsche Ronaldo viel Glück. Persönlich hoffe ich aber auf die Schweiz – als stolzer Bürger dieses Landes und auch im eigenen Interesse. Schliesslich läuft meine Wette, dass sich die Mannschaft von Murat Yakin in Katar für die Halbfinals qualifiziert. Und diese Wette will ich nicht verlieren.

Sepp Blatter