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Sport
20.12.2022
24.12.2022 05:35 Uhr

Kreuzlinger Lazarett erobert zwei wichtige Punkte

Die Kreuzlinger Spielmacherin Annika Blanke brillierte bei ihrem Comeback mit zehn Toren, wovon acht Penalties waren. Dagegen kam die italienische Nationalspielerin Laura Retondo (Nr.11) nie auf Touren. Bild: Erich Mosberger
Dank eines 23:22-Heimerfolgs über Herzogenbuchsee bleiben die Kreuzlinger SPL1-Handballerinnen auf Finalrundenkurs. Nun folgt eine dreiwöchige Pause.

Am Schluss durften die Kreuzlingerinnen verdientermassen einen wichtigen Sieg bejubeln. Dabei wollten Cheftrainerin Kristina Ertl-Hug und Sportchef Urs Mühlethaler die im Kampf um ein Finalrunden-Ticket wichtige Heimpartie gegen den Tabellennachbarn HV Herzogenbuchsee verschieben. «Wir sind Brühl zuletzt fair entgegengekommen, als sie uns aufgrund vieler krankheitsbedingter Ausfälle um eine Verschiebung gebeten hatten», blicken die Kreuzlinger Verantwortlichen zurück. In der letzten Woche erwischte die Grippewelle nun auch fünf HSCK-Spielerinnen.

Die Oberaargauer waren jedoch nicht bereit, die Partie zu verschieben und im Januar neu anzusetzen. «So mussten wir mit vielen angeschlagenen Spielerinnen antreten, die letzte Woche noch im Bett lagen und nicht trainieren konnten», betonte die sichtlich angesäuerte Kreuzlinger Cheftrainerin. Angesichts der dünnen Personaldecke war auch Spielmacherin und Mobiliar-Topscorerin Annika Blanke nach ihrer mehrwöchigen Pause zu ihrem Comeback gezwungen, das sie eigentlich erst für Januar geplant hatte. Umso grösser war die Erleichterung bei den Thurgauerinnen, dass man die beiden Punkte am Bodensee behalten konnte. «Man hat gesehen, dass die eine oder andere meiner Spielerinnen nicht im Vollbesitz ihrer Kräfte war. Aber sie haben sich durchgebissen!» Am Ende gewann der HSC Kreuzlingen zwar keinen Schönheitspreis, aber verbuchte zwei wichtige Zähler auf seinem Konto. Gleichzeitig hat er die Erfolgsserie gegen Herzogenbuchsee auf jetzt neun Siege in den letzten zehn Duellen seit 2017 ausgebaut, bei einem Remis.

Harziger Beginn

Der HSCK startete fehleranfällig. Im Angriff fehlte es an Präzision, Sicherheit und Entschlossenheit. In der Abwehr bekamen die Thurgauerinnen zudem keinen Zugriff auf die grossgewachsene HVH-Kreisläuferin Stefanie Eugster. Wenigstens warf Rückkehrerin Annika Blanke ihre ganze Routinie in die Waagschale. Zum 7:5 in der 17. Minute steuerte die Spielmacherin gleich fünf Treffer bei. Dagegen erzielten die Oberaargauerinnen vier ihrer sechs ersten Treffer über die Kreisposition. Starke Leistungen zeigten in dieser ersten Halbzeit die beiden HSCK-Torhüterinnen Frederikke Siggaard und Nathalie Wörner. Letztere parierte zwei Penalties. Einen Zweitore-Rückstand (24./8:10) korrigierte der HSCK zum 12:12-Pausenstand.

Gäste ändern Taktik

Dass einiges auf dem Spiel stand, merkte man den beiden Teams auch nach der Pause an. Die Fehlerquote beideitig hoch. Den Kreuzlingerinnen gelangen in den ersten sieben Minuten lediglich ein Penaltytor. Die Schwächephase nützten die Gäste zu einer 15:13-Führung. Der HSCK beklagte allerdings auch einiges Pech, wurden ihm doch bis dahin gleich drei reguläre Treffer aberkannt, weil die Schiedsrichter jeweils einen Sekundenbruchteil zu früh das Foul pfiffen. Aber die Kreuzlingerinnen bewiesen viel Moral. Mit drei sicher verwandelten Siebenmetern brachte Annika Blanke die Einheimischen wieder mit 18:16 in Führung. Und nachdem Kreisläuferin Marlena Kampelmühler einen Abpraller zum 19:16 verwertete, sah sich Gästetrainer Andjelo Milosevic zu einem Team-Time-out gezwungen.

In den letzten zehn Minuten ersetzte Milosevic im Angriff seine Torfrau jeweils durch eine siebte Feldspielerin. Eine Taktik, die beim knappen Sieg in Thun die Wende einleitete und sich am Bodensee ebenfalls beinahe bezahlt machte. Auch weil die Kreuzlingerinnen in den Schlussminuten nachliessen, kamen die Gäste nochmals heran. Die eingewechselte Linksaussen Lea Rothacker verhinderte mit ihren beiden Treffern jedoch Schlimmeres. Ganz ohne Zittern schaffte es der HSCK dann aber eben doch nicht über die Ziellinie. Nachdem Laura Bieri 80 Sekunden vor der Sirene auf 23:22 verkürzte und dem HSCK ein erneuter Ballverlust unterlief, besass Herzogenbuchsee in den Schlusssekunden sogar nochmals die Chance auf einen Punktgewinn. Den Gästen lief nun jedoch die Zeit davon und Bieri setzte einen letzten direkten Freiwurf weit übers Tor.

Auf Kurs

Die Kreuzlingerinnen gehen nach zwei Siegen in Folge auf dem 4. Tabellenrang in die Festtagspause. Ab dem 7. Januar stehen dann gleich fünf Spiele innerhalb von nur drei Wochen auf dem Programm. Dreimal können Blanke & Co. dabei vor heimischem Publikum antreten. Das Rennen um die Finalrunden-Teilnahme (Top 6) verspricht viel Spannung. Abgesehen von den beiden Topteams Spono Egales Nottwil und Brühl St. Gallen und dem Tabellenschlusslicht Thun liegen die restlichen fünf Teams sehr nahe beisammen. Neben dem praktisch gesetzten Thun muss noch ein weiterer SPL1-Club in die wenig beliebte Auf-/Abstiegsrunde, in der man auf die beiden besten SPL2-Teams (voraussichtlich Arbon und Yverdon) trifft und die zwei SPL1-Plätze für die nächste Saison ausficht.

HSC Kreuzlingen – HV Herzogenbuchsee 23:22 (12:12)
Egelsee. – 119 Zuschauer. – Sr. Häner/Maurer.
Strafen: 1-mal 2 Minuten gegen Kreuzlingen, 3-mal 2 Minuten gegen Herzogenbuchsee.
Kreuzlingen: Siggaard (1.-60./13 Paraden), Wörner (für 4 Penalties/2 Paraden); Kampelmühler (2), Skoricova (2), Suter, Klein (1), Weidmann, Schalko (3), Rothacker (2), Marku (3), Blanke (10/8), Stadelmann, Heinstadt.
Herzogenbuchsee: Käser (9 Paraden), Lüthi (2 Paraden, davon 1 Penalty); Weinekötter, Haas (1), Hofer (3), Rotondo (1), Bieri (3), Roth, Rohde (4), Eugster (5), Rieder (1), M. Schmied (2), J. Schmied (2/2), Steiner.
Bemerkungen: Kreuzlingen Kikanovic, Novotna (beide verletzt), Zehnder (überzählig) und Rakaric (rekonvaleszent); Herzogenbuchsee ohne Albrecht. – Penaltystatistik: Kreuzlingen 8/9, Herzogenbuchsee 2/4.

Markus Rutishauser