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Schweiz
14.01.2023
15.01.2023 21:51 Uhr

Berichtssaison startet – Börsen-Stimmung besser

Inflation und Leitzinsen der Notenbanken dürften laut Christopher Chandiramani auch im neuen Jahr die Richtung bestimmen. Bild: Linth24
Erste Unternehmens-Umsatzzahlen von 2022 sind publiziert, mit einigen Überraschungen. Dank freundlicher Stimmung verbesserte sich der Gesamtmarkt leicht. Die Prognosen fürs neue Jahr bleiben gemischt.

Die Weltbank senkte ihre Wachstumsprognose von bisher 3.0 auf nur noch 1.7 Prozent. Abgesehen von den Krisenjahren 2008/2009 (Finanzkrise) und 2020 (Corona) wäre dies der niedrigste Wert seit 30 Jahren. Einigen Ländern droht eine Rezession infolge höherer Zinsen und dem Ukraine-Krieg.

Im Norden Schwedens sind grosse Vorkommen an seltenen Erden entdeckt worden, wichtige Metalle (17 Elemente), die unter anderem in der Elektronik (E-Autos, Mobiltelefonen Windräder usw.) benötigt werden. Den mit Abstand grössten Teil der weltweiten Produktionsmenge lieferte bisher China. Der schwedische Bergbaukonzern LKAB erfreut sich nun am bedeutendsten Vorkommen in Europa.

China leidet immer noch unter der Corona-Pandemie. Die chinesische Regierung publiziert allerdings keine Fallzahlen mehr und hat die meisten Massnahmen aufgehoben. Die USA und einige andere Länder, vor allem der EU, verlangen für Touristen aus China wiederum Einreisetests. Die Schweiz verzichtet, weil es offenbar keine neuen Virus-Varianten mehr gibt, und ein genügender Teil der Bevölkerung durchgeimpft sein soll.

Mit 2.1 Prozent ist die Arbeitslosenquote in der Schweiz auf tiefstem Stand seit über 20 Jahren.

Unternehmensmeldungen

Der Umsatz des Bauzulieferers Sika stieg 2022 um 13.4 Prozent auf CHF 10.5 Mrd. Währungseffekte reduzierten allerdings die Verkäufe um 2.4 Prozent – in Lokalwährungen gerechnet wäre Sika um 15.8 Prozent gewachsen. Preiserhöhungen bei den Rohmaterialien (15 Prozent) konnte Sika an die Kunden weiter verrechnen. Die abgesetzten Mengen nahmen um lediglich 0.8 Prozent zu.

Die Zahlen von Partners Group lagen unter den Erwartungen. Per Ende 2022 war das verwaltete Vermögen USD 135 Mrd. Gegenüber dem Vorjahreswert von USD 127 Mrd. ist das ein Plus von 6.3 Prozent.

Die Titlis Bergbahnen haben im Geschäftsjahr 2021/22 erstmals seit der Coronakrise wieder einen Gewinn erwirtschaftet. Der Tourismus hat sich schweizweit erholt. In dem per Ende Oktober abgelaufenen Geschäftsjahr 2021/22 transportierten die Bergbahnen mit 828'000 Fahrgästen plus 64 Prozent mehr als im coronabedingt schwachen Vorjahr. Bis zum Rekord von 2018/19 mit 1.24 Mio. Gästen fehlt aber noch ein Drittel.

Die Aktien von Logitech brachen nach einer Verlustwarnung bis zu 17 Prozent ein. Die Geschäftsleitung sprach – ohne Details zu nennen –von einem Umsatzminus von 13-15 Prozent nach dem boomenden Coronajahr infolge Homeoffice. Der Umsatzrückgang war grösser als erwartet beim Hersteller von Mäusen, Lautsprechern und anderen Peripheriegeräten für Heimcomputer.

Die Schweizer Börse SIX hat eine Untersuchung gegen den Spezialchemiekonzern Clariant eingeleitet wegen Verletzungen der Vorschriften zur Ad hoc-Publizität (Bekanntgabe von kursrelevanten Tatsachen).

Die Grossbank Credit Suisse erwägt, alle Boni um die Hälfte zu kürzen. Gleichzeitig akquirierte sie eine Investmentbank. Die CS hat ein Krisenjahr hinter sich und erwartet für das vierte Quartal 2022 einen Verlust von CHF 1.5 Mrd. Der Aktienkurs liegt jedoch wieder über CHF 3.

Aussichten

Einige Abschlusszahlen von 2022 sind veröffentlicht, aber noch zu wenige, um das neue Jahr bezüglich Unternehmensgewinnen genau abzuschätzen. Die Prognosen der Ökonomen und Analysten gehen weit auseinander. Inflation und Leitzinsen der Notenbanken dürften die Richtung bestimmen. Viele Marktbeobachter erwarten nochmals eine Runde bei den Leitzinsen der Notenbanken. Es ist zu hoffen, dass genauer zwischen Angebotsinflation (Energiepreise) und Nachfrageinflation (Konsum allgemeiner Güter und Dienstleistungen) unterschieden wird.

Vom 16. bis 20.01.2023 findet das WEF in Davos statt. Hauptthemen sind Krieg in der Ukraine, Energieverknappung und Ernährungssicherheit, Klima und Natur, sowie Mobilität, Gesundheit, Inflation, Zinsen und Rezessionsgefahren. Die Investoren erwarten Lösungsrezepte. Angemeldet sind über 50 prominente Politiker und Spitzenmanager von Grosskonzernen sowie rund 20'000 Gäste.

Christopher Chandiramani, Börsenanalyst und freier Mitarbeiter Linth24