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Kreuzlingen
08.02.2023
25.02.2023 06:59 Uhr

Klüger werden im Open Place

Carola Schaad, Flavia Hüberli, Renata Egli-Gerber (v.l.n.r.). Bild: Benjamin Arntzen
Der Café-Treff Philosophie und die Märchenabende widmen sich dem Thema «Freiheit»

«Pfarrer Damian Brot hat uns den Schwerpunkt vorgeschlagen», sagt Renata Egli-Gerber, «und dann haben wir gemeinsam - auch mit Pfarrer Gunnar Brendler - überlegt, auf welche Facetten dieses riesigen Komplexes wir eingehen können.» Der Café-Treff Philosophie bietet seit 2016 Besuchern jeden Alters und aller Religionen die Möglichkeit, sich über die grossen Fragen der Menschheit auszutauschen. Nach einem Referat eines Experten und der Kaffeepause wird miteinander diskutiert. «Die Menschen kommen aus der ganzen Region, um voneinander zu lernen» beschreibt Diakonin Flavia Hüberli, die dem Open Place auch nach der Rückkehr von Damian Brot aus seinem Sabbatical mit einem Teilzeit-Pensum bis Ende Jahr erhalten bleibt. «Und meiner Erfahrung nach geht es dabei sehr verständlich zu. Man muss nicht studiert haben, um mitzureden.»

Beginn am 24. Februar

Die sechsteilige Reihe beginnt am 24. Februar mit einem kurzen Vortrag des Kreuzlinger Psychologen und Naturwissenschaftlers Paul Paproth, der die Frage stellt, wie frei Menschen mit ihren Emotionen, ihrer Prägung und Erziehung tatsächlich entscheiden können. Für den 28. April konnte der Café-Treff Philosophie Peter Opitz gewinnen. Der Zürcher Professor für Kirchen und Dogmengeschichte spricht über Reformation und Puritanismus als «Wegmarken und Geburtswehen der Freiheit».

Am 30. April gestaltet der Theologe Remo Ankli einen Dialoggottesdienst. Ankli ist Regierungsrat der FDP Solothurn. «Vergangenes Jahr hatten wir Nina Schläfli von der SP zu Gast, nun sind also die Freisinnigen dran», so Renata Egli-Gerber, «und das passt ja beim Thema Freiheit besonders.» Am 16. Juni zeigt Daniel Hurtado, der Prorektor der Kanti Kreuzlingen, was unsere Vorfahren bereit waren für die Freiheit zu opfern, bevor am 8. September Erwin Tanner-Tiziani, der Direktor von Missio Schweiz, über Religionsfreiheit und ihre Grenzen in einer Demokratie referiert. «Dr. Tanner-Tiziani hat sowohl in staatlicher wie kirchlicher Rechtswissenschaft promoviert», erklärt Renata Egli-Gerber. «Insofern kann er das Thema aus verschiedenen Perspektiven beleuchten.» Den Abschluss der Reihe bestreitet Eva Büchi von der Kanti Kreuzlingen. Die Geschichtslehrerin erklärt, was die 68’ger unter Freiheit verstanden.

Märchenabende für eine andere Sichtweise

Das Jahresthema geben sich die Teams vom Café-Treff Philosophie und der Märchenabende gemeinsam. Und auch die Erzählerinnen rund um Carola Schaad waren begeistert von der Aufgabe, Passendes zu «Freiheit» zu finden: «Auch Märchen beschreiben ja, wie wir leben sollten, allerdings nicht in abstrakten Begriffen, sondern mit bunten, sinnlichen Bildern», sagt Carola Schaad. «Sie erinnern die Menschen an ihre Ideale und machen Mut, es dem Märchenhelden, der Märchenheldin gleichzutun und Gerechtigkeit und Freiheit zu verteidigen, um am Ende in Glück und Frieden leben zu können.» Den Erzählerinnen des Thurgauer Märchenkreises sind sofort unzählige Märchen eingefallen, die sie vortragen können. «Am meisten witzigerweise zu starken Frauen, die für ihre Freiheit einstehen», sagt die Carola Schaad.

Auf diese Märchen müssen die Zuhörer allerdings bis zum 1. Dezember warten. Thema des ersten Abends am 21. April ist «Verfolgung und Befreiung». Am 5. Mai und 1. September geht es dann weiter mit Befreiung aus Unterdrückung und aus Gefangenschaft. Carola Schaad betont, dass nicht nur persönliche, sondern auch politische Freiheit in Märchen thematisiert werde. «Und das Erzählen und Sammeln von Märchen war beispielsweise im zerteilten Polen des 18. Jahrhundert ein Teil des Freiheitskampfs. So konnte die verbotene polnische Sprache bewahrt werden.» Üblicherweise werden an einem Abend fünf bis sieben Geschichten erzählt, unterbrochen von einer musikalischen Einlage und einer Pause, in der man sich austauschen kann. «Interpretiert werden die Märchen bewusst nicht. Jeder hat beim Zuhören eigene Bilder im Kopf, und die wollen wir nicht zerstören.»

 

Beginn der Veranstaltungsreihe des Open Place’ ist am 24. Februar um 20 Uhr. Paul Paproth referiert in der Kirche Kurzrickenbach zu «Wie frei sind wir Menschen mit unseren Emotionen und Entscheidungen?» Der Eintritt ist frei.

Inka Grabowsky