War es ein gewonnener Punkt, oder doch eher ein verlorener? Während die Winterthurer mehrheitlich von einem glücklichen Punktgewinn ihres Teams sprechen, hat HSCK-Cheftrainerin Kristina Ertl-Hug eine klare Meinung: «Wir haben aufgrund des Spielverlaufs definitiv einen Punkt liegengelassen. Wegen der personellen Voraussetzungen, mit denen wir ins Spiel mussten und dem frühen Ausfall unserer Topscorerin, ist das Unentschieden irgendwie aber auch ein ein positives Resultat.»
Die Frauen vom HSC Kreuzlingen lagen gegen die im Vorfeld favorisierten, in Bestbesetzung antretenden Zürcherinnen während mehr als 50 Minuten immer vorne, teilweise mit bis zu sieben Treffern. Aber sie verpassten es gerade in der zweiten Halbzeit mehrfach, den Sack zuzumachen und damit beide Punkte mit an den Bodensee zu nehmen. So auch in den letzten 30 Sekunden, als Lea Rothacker zuerst einen Spielzug mit dem 27:28 abschloss. Doch zwei Sekunden vor der Sirene liess sich die HSCK-Abwehr von einem Schlenzwurf der Winterthurer Spielmacherin Liv Rusert überraschen.
Auf der anderen Seite darf man dem Team von Cheftrainerin Kristina Ertl-Hug durchaus hoch anrechnen, dass es den frühen Ausfall der Topscorerin Annika Blanke mental gut wegstecken konnte. Die deutsche Leaderin verletzte sich in der 13. Minute am Fuss, nachdem sie bis zu diesem Zeitpunkt schon vier Tore erzielt hatte. Wie schwer die Verletzung ist, wird erst ein MRT (Magnet-Resonanz-Tomographie) zeigen. «Es sieht auf den ersten Blick nicht gut aus», sagt Ertl-Hug dazu. Ebenfalls ins Spital musste Kreisläuferin Marlena Kampelmühler mit Verdacht auf eine Hirnerschütterung.
Turbo gezündet
Nach einer vierminütigen Warmlaufphase zündeten die Kreuzlingerinnen in der Winterthurer Eulachhalle den Turbo. Sie distanzierten die ungewöhnlich fehlerhaften Gelb-Schwarzen bis zur 18. Minute auf sieben Treffer. Einen grossen Anteil an der 11:4-Führung des HSCK hatte auch Torfrau Frederikke Siggaard mit mehreren starken Paraden. Den Schock des frühen Ausfalls seiner Teamleaderin Annika Blanke hatten die Kreuzlingerinnen bis zu diesem Zeitpunkt überraschend gut weggesteckt. In der letzten Phase dieser ersten Halbzeit schlich sich dann allerdings doch wieder der eine oder andere unerzwungene Fehler ein. Das nützte Yellow, um seinen Rückstand bis zum Pausenpfiff noch auf 12:14 abzutragen.
Sack nicht zugemacht
Nach dem Seitenwechsel waren die Gäste dann wieder das bessere Team. Sie erhöhten ihren Vorsprung zweimal wieder auf vier Tore – letztmals zum 19:23 durch Stefanie Schalko, die nach einer mehrwöchigen Verletzungspause ihre Comeback gab. Auch weil die eingewechselte Torfrau Nathalie Wörner stark hielt. Aber Yellow kämpfte sich noch einmal heran, profitierte dabei auch von zwei, drei Kreuzlinger Ballverlusten, die alles andere denn zwingend waren. Ex-Nationalspielerin Jennifer Murer läutete mit ihren 25:25 knapp dreieinhalb Minuten vor dem Abpfiff schliesslich eine packende Schlussphase ein. Dreimal ging der HSCK nochmals in Führung, doch Winterthur hatte jeweils eine Antwort parat. Auch wenn der Schlenzwurf von Liv Rusert zwei Sekunden vor der Sirene zum Ausgleich gekonnt war, so war er aus Kreuzlinger Sicht durchaus ärgerlich, weil sich die Abwehr in dieser Situation zu passiv verhielt.
Keine Rangverschiebungen
In der Tabelle liegen Titelverteidiger SPONO EAGLES Nottwil (31:27 in Zürich) und Rekordmeister Brühl St. Gallen (29:22 in Herzogenbuchsee) weiterhin mit jeweils 24 Punkten überlegen an der Spitze. Auf Platz drei folgt der HSC Kreuzlingen (15 Punkte) vor Winterthur (14), Herzogenbuchsee (13) und Zürich (12). Am nächsten Samstag empfangen die Thurgauerinnen um 18 Uhr in der Sporthalle Egelsee GC Amicitia Zürich zu einem im Kampf um ein Playoff-Halbfinal-Ticket sehr wichtigen Heimspiel. Es ist zu befürchten, dass gegen Zürich beim HSCK erneut mehrere Stammspielerinnen fehlen werden.
Yellow Winterthur – HSC Kreuzlingen 28:28 (12:14)
Eulach 2B. – 150 Zuschauer. – Sr. Brunner/Salah.
Strafen: 3-mal 2 Minuten gegen Winterthur, 4-mal 2 Minuten gegen Kreuzlingen.
Winterthur: Rossignoli (1.-45./56.-60./9 Paraden), Stüdemann von Ehrenstein (45.-56./2 Paraden); Vasic (3), Steiner, Grozdanowska (5), Biffiger, Mössner, Holtz Macedo (2), Hamiti (4), Kratz (5/5), Rusert (6), Husmann, Abramovic.
Kreuzlingen: Siggaard (1.-30./11 Paraden), Wörner (45.-60./6 Paraden); Singer-Duhanaj (1), Kampelmühler (3), Skoricova (2), Suter, Klein, Schalko (4), Rothacker (2), Marku (7/2), Blanke (4/2), Novotna (3), Heinstadt (2).
Bemerkungen: Kreuzlingen ohne Weidmann und Kikanovic (beide verletzt). - 13. Blanke verletzt ausgeschieden. – Penaltystatistik: Winterthur 5 von 5, Kreuzlingen 4 von 5.