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Schweiz
11.03.2023
13.03.2023 05:50 Uhr

Börse auf Talfahrt

Inwieweit die jüngste Krypto-Krise das Finanzsystem belastet, ist für Christopher Chandiramani noch ungewiss. Bild: Linth24
Neuerliche Zins- und Budgetängste, US-Steuererhöhungen, neue Kryptowährungs-Turbulenzen und nicht zuletzt auch Dividendenabgänge sorgten für einen Indexverlust von fast 4 Prozent in dieser Woche.

Turbulenzen in der Kryptobranche: Die US-Bank Silvergate warnte, dass die Fortführung des Geschäfts fraglich sei. Auch eine Notkapitalerhöhung der kalifornischen Silicon Valley Bank brachte die Bankenbranche in Bedrängnis. Verschiedene Finanztitel litten unter einer Ausverkaufswelle.

Der US-Arbeitsmarkt bleibt stark. Im Februar 2023 wurden rund 311'000 neue Stellen geschaffen. Ökonomen hatten mit weniger gerechnet. Vollbeschäftigung heisst weiterhin eine straffe Geldpolitik.

US-Präsident Biden will gemäss Haushaltentwurf höhere Steuern für Milliardäre und Konzerne einführen. Doch sind Chancen für Steuererhöhungen im republikanisch dominierten Kongress gering.

Chinas Volkskongress hat Präsident Xi für eine dritte Amtsperiode bestätigt. Bislang waren nicht mehr als zwei Perioden Staatsführung üblich.

De deutsche Wirtschaftsminister Robert Habeck will Öl- oder Gasheizungen ab 2024 verbieten. Auch alte Anlagen müssen umgerüstet werden. Die Kosten des Umbaus werden auf rund EUR 1‘000 Mrd. geschätzt, für Hausbesitzer ein Schock.

Der Landesindex der Konsumentenpreise  in der Schweiz stieg im Februar 2023 im Vergleich zum Vormonat um 0.7 Prozent und erreichte 105.8 Punkte (Basis 100 im Dezember 2020). Gegenüber dem Vorjahresmonat betrug die Teuerung +3.4 Prozent. Die Arbeitslosenquote sank von 2.2 auf 2.1 Prozent im Februar 2023.

Unternehmensmeldungen

Erfolgreicher Anschluss 2022 für die Helvetia Versicherungen – Wachstum, Gewinn und höhere Dividende erfreuen die Aktionäre. Helvetia konnte im Kerngeschäft weiterwachsen und das Geschäftsvolumen um 2.6 Prozent auf CHF 11'097.2 Mio. ausweiten. Für das Geschäftsjahr 2022 wird eine Erhöhung der Dividende um 40 Rappen je Aktie auf CHF 5.90 angekündigt.

Beim Branchenkonkurrenten Baloise war das Geschäftsvolumen wegen des Lebensgeschäfts sowie Währungseffekten bei CHF 8'761 Mio. (Vorjahr 9'591 Mio.) geringer. Währungsbereinigt entspricht dies einem Rückgang von 5.1 Prozent. Der Verwaltungsrat sieht vor, eine Dividende von plus CHF 0.40 auf CHF 7.40 pro Aktie zu erhöhen.

Die Grossbank Credit Suisse verschiebt kurzfristig die Publikation des Geschäftsberichts auf Antrag der US-Börsenaufsicht SEC und für weitere Abklärungen.

Der Pharmakonzern Roche kommt beim Zulassungsprozess bei den Gesundheitsbehörden in den USA für seine Krebstherapie mit dem Medikament Polivy einen Schritt weiter.

Die unter ihren Namen wie «Tages-Anzeiger» oder «20 Minuten» bekannte TX Group erzielte im Berichtsjahr einen Betriebsertrag von CHF 925 Mio. Franken, was minus 3.4 Prozent entspricht. Dabei gilt es zu beachten, dass die Umsätze der starken digitalen Marktplätze Homegate, Ricardo, Tutti.ch und Car4You 2022 usw. nicht mehr enthalten sind. So verminderte sich auch der Betriebsgewinn (EBIT) um knapp 91 Prozent auf CHF 5.9 Mio. Grund waren auch die höheren Papierpreise. Die Dividende wird gekürzt.

Mit einem zweistelligen organischen Umsatzwachstum sowie einem stabilen Betriebsergebnis war 2022 für Belimo ein erfolgreiches Jahr. Der Nettoumsatz wuchs um 11.9 Prozent, in CHF um 10.7 Prozent auf CHF 846.9 Mio. (2021 CHF 765.3). Der Verwaltungsrat schlägt eine unveränderte Dividende von CHF 8.50 pro Aktie vor.

Aussichten

Ein solider Arbeitsmarkt und weiterhin hohe Energiepreise bilden eine Gefahr für weiter steigende Leitzinsen der Notenbanken. Das erhöht auch das Problem der internationalen Staatsverschuldung und betrifft vor allem auch die USA mit ihren chronischen Defiziten und höheren Zinslasten. Jüngste Schockwelle war eine neue Kryptokrise. Wie weit dies noch das Finanzsystem belastet, dies ist noch ungewiss. Viele Geschäftsabschlüsse sind besser als erwartet, aber auch Dividendenabgänge (Novartis in der vergangenen Woche) können den Markt belasten. Grosse Firmen wie Roche, Nestlé, UBS usw. folgen in den kommenden Wochen.

Christopher Chandiramani, Börsenanalyst und freier Mitarbeiter Linth24