"Verständnis für meine Entscheidung"
Christina Pagnoncini: Das Kemmental stand in den letzten Wochen im Fokus der Medien. Was ist denn genau passiert?
Die Gemeinde Kemmental ist aufgrund der Grösse und der verschiedenen Dörfer sicher eine anspruchsvollere Gemeinde als andere. Jedoch wurde in den vergangenen Jahren sehr wertvolle Arbeit geleistet. Wir weisen zwar eine grössere Verschuldung nach, können hingegen aber auch eine sehr gute Infrastruktur in der Versorgung sowie im Strassennetz nachweisen, was der nächsten Generation zu Gute kommen wird. Personell gab ausschliesslich die Kündigung der Gemeindeschreiberin Katharina Grünig zu reden. Es handelt sich hier um einen Einzelfall, welcher leider sehr in den Fokus gestellt wurde. Ich kann auch sagen, dass die Politische Gemeinde im Personal bestens aufgestellt ist. Wir sind sehr stolz auf langjährige Mitarbeitende. Die übliche Fluktuation betrifft inzwischen auch andere Gemeinden, da sich Arbeitsverhältnis und Arbeitssituation gesamthaft geändert haben. Wir sind aber sehr stolz, dass wir jeweils auf alle Stelleninserate immer sehr gute Bewerbungen erhalten und somit auch eine Auswahl hatten und diese jeweils mit qualifizierten Mitarbeitenden besetzen konnten.
Welche Erwartungen hatten Sie zu Beginn Ihrer Amtszeit?
Ich hatte keine Erwartungen, sondern freute mich lediglich, im Namen der Einwohnenden die Gemeinde Kemmental mit- und weiterentwickeln zu dürfen. Ich freute mich auf diesen Job, mit all seinen Facetten.
Wann kam der Entschluss für Ihren Rücktritt?
Während des Urlaubes mit meinem Partner vor den Pfingsttagen. Wir haben sehr lange alle möglichen Lösungswege geprüft. Für beide stand fest, dass wir zusammenleben möchten. Aufgrund dessen zwei seiner Kinder noch in der Ausbildung sind und er zudem ein Eigenheim besitzt und die Liegenschaft in der ich wohnhaft bin nicht erschwinglich ist, war für uns bald klar, dass ich mich neu orientiere.
Sie haben innert kurzer Zeit seit 2020 viel erreicht. Gab es denn nie Wertschätzung für Ihre Arbeit von den Kemmentalern?
Danke für diese liebe Rückmeldung. Normalerweise benötigt ein Gemeindepräsident die ersten vier Legislaturjahre um sich einzuarbeiten. Aufgrund meiner Vernetzung und Vorkenntnisse konnte ich bestimmt frühzeitiger anspruchsvollere Aufgaben wahrnehmen. In den vergangenen dreieinhalb Jahren konnten wir wirklich einiges erreichen, dies aber hauptsächlich aufgrund des sehr guten Verwaltungsteams und der Unterstützung des Gemeinderates. Dies ist die beste Wertschätzung.
Braucht es eine Aufarbeitung der Vergangenheit im Kemmental für Menschen von heute?
Die Wirtschaftslage, Umweltthemen und mehr sind inzwischen sehr fordernd. Statt zurückzublicken sehe ich es als wichtiger an, vorwärts zu schauen und mit der Zeit mitzugehen, um die Herausforderungen meistern zu können.
Was wünschen Sie sich für die Gemeinde Kemmental? Und persönlich?
Der Gemeinde Kemmental wünsche ich hauptsächlich, dass sie als "Landgemeinde" mit all ihren wertvollen Aspekten bestehen bleibt und trotzdem mit den täglich neuen Herausforderungen mithalten kann.
…und für mich persönlich: Wohlwollendes Verständnis für meine Entscheidung.