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Kreuzlingen
14.08.2023
14.08.2023 11:11 Uhr

Ernst Bärtschi wird mit einem Platz geehrt

Der Ernst-Bärtschi-Platz wird diesen Samstag eingeweiht.
Diesen Samstag, 19. August 2023, 10.00 Uhr, wird der Ernst-Bärtschi-Platz an der Konstanzerstrasse offiziell eingeweiht. Gäste sind herzlich willkommen.

Im vergangenen Jahr wurde die Konstanzerstrasse saniert. Erneuert wurden die Werkleitungen und das Trottoir vor dem Neubau Midori. Mit dem Abschluss der Bauarbeiten folgt am Samstag, 19, August die Einweihung des Ernst-Bärtschi-Platzes, zu der die Bevölkerung herzlich eingeladen ist. Die Namensgebung des Platzes erfolgte durch ePartizipation: Im letzten Jahr konnte die Bevölkerung Namensvorschläge über das Portal "meinThurgau.ch" einreichen. Von allen Vorschlägen erhielt der Name des Fluchthelfers Ernst Bärtschi den Zuschlag.

Diesen Samstag wird der Platz nun offiziell eingeweiht. Stadtpräsident Thomas Niederberger wird nach seiner Begrüssung das Wort Benjamin Sluka überreichen. Der Grossneffe von Ernst Bärtschi wird über das Leben und Wirken seines Grossonkels erzählen. Anschliessend erfolgt die offizielle Übergabe des Ernst-Bärtschi-Platzes an die Bevölkerung durch Stadtpräsident Thomas Niederberger und Stadtrat Ernst Zülle. Musikalisch wird der Anlass von Klaus Sell mit seinen Schülerinnnen und Schülern des Hornensemble der Jugendmusikschule umrahmt. Eine kleine Festwirtschaft sorgt für das leibliche Wohl. Die Bevölkerung ist zu diesem Anlass herzlich eingeladen. Der Platz befindet sich direkt vor dem Midori, Ecke Brücken-Konstanzerstrasse.

 

 

Leben und Werk

Ernst Bärtschi wurde am 25. Februar 1903 im württembergischen Tuttlingen geboren. Sein Vater war Schweizer Staatsbürger aus Dullikon im Kanton Solothurn und verdiente sein Geld beim Bau der Schwarzwaldbahn. 1920 kehrte die Familie mit drei Kindern in die Schweiz zurück und zog nach Kreuzlingen. Ernst Bärtschi arbeitete als Aluminiumdreher in der Dr. Lauber, Neher & Cie. in Emmishofen.

Durch seine gewerkschaftliche Tätigkeit und privaten Kontakte zu Konstanzer Arbeitern, lernte er früh die menschenverachtende Politik der Nationalsozialisten kennen. Während des Dritten Reichs verhalf Ernst Bärtschi zahlreichen Menschen zur Flucht in die Schweiz nach Kreuzlingen. Am 8. Mai 1938 wollten Bärtschi und sein Nachbar Andreas Fleig den Gewerkschaftsfunktionär Hans Lutz in die Schweiz bringen. Unter Folter verriet Lutz jedoch zahlreiche Namen von Fluchthelfern, die von der Gestapo verhaftet und ins Gefängnis nach Berlin gebracht wurden. Ernst Bärtschi wurde zu 13 Jahren Zuchthaus und 10 Jahre Ehrverlust verurteilt.

Als gebrochener Mann kehrte er in die Schweiz zurück, 1950 wurde das NS-Urteil aufgehoben. Während der deutsche Staat ihm für die Zwangsarbeit eine Entschädigung auszahlte, erhielt Ernst Bärtschi von Schweizer Seite nie eine finanzielle Unterstützung. Im Jahr 2013 setzte Gunter Demnig zwei "Stolpersteine" als Erinnerung an die beiden Fluchthelfer Ernst Bärtschi und Andreas Fleig an der Schäflerstrasse 7 und 11 in Kreuzlingen. Dort wohnten die beiden mutigen Männer mit ihren Familien. Mit 80 Jahren starb Ernst Bärtschi in Scherzingen.

 

Redaktion K24