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Schweiz
20.10.2023
20.10.2023 17:29 Uhr

Dialogprozess Kormoran und Fisch am Bodensee: Mehr wirkungsvolle Massnahmen für die Biodiversität sind nötig

Für den Kormoran am Bodensee sind in der Bodenseeregion mehr Massnahmen notwendig. Bild: Michael Gerber
Nach Felchen-Fangverbot kommt das internationale Kormoranmanagement. Die Pressestelle des Ministeriums für Ernährung, ländlichen Raum und Verbraucherschutz des Landes Baden-Württemberg hat eine Pressemitteilung mit dem Titel «Dialogprozess Kormoran und Fisch am Bodensee erfolgreich abgeschlossen» veröffentlicht. Die Naturschutzorganisationen nehmen dazu Stellung.

Die unterzeichnenden Naturschutzorganisationen sind nicht einverstanden mit der Aussage in der Pressemitteilung, dass sich alle Beteiligten «sehr zufrieden mit den Dialogforen» gezeigt hätten. Das «Arbeitspapier» mit 84 «zentralen Fragestellungen» habe zwar in einzelnen Teilpunkten zu einer Klärung beigetragen, sei aber in seiner Gesamtheit zu wenig ausgewogen, heisst es. Die Anliegen der Biodiversität und insbesondere des Fischartenschutzes würden im «Arbeitspapier» ungenügend berücksichtigt.

Stichling und Quaggamuschel haben mehr Einfluss auf die Bestände

Zudem werde in der Pressemitteilung suggeriert, dass «die Felchen und die Berufsfischer am Bodensee eine Perspektive haben» sollten, wenn beim Kormoran stärker gehandelt würde. Der Bodensee sei jedoch ein komplexes Ökosystem, in dem andere Faktoren wie der Stichling oder die Quaggamuschel einen weitaus grösseren Einfluss haben auf die Bestände bestimmter Fischarten als eine Vogelart.

Bestätigen können die unterzeichnenden Organisationen, dass die Gesprächsatmosphäre als weitgehend konstruktiv erlebt wurde. Sie danken allen Beteiligten für die Mitwirkung am Dialogprozess, bei dem Expertinnen und Experten von Behörden und Verbänden aus den Bereichen Fischerei, Jagd und Naturschutz aus Deutschland, Österreich und der Schweiz mitgewirkt haben.

Kormorane reduzieren löse das Problem nicht

Das eigentliche Ziel eines länderübergreifenden Vorgehens darf nicht die Reduzierung der Anzahl der Kormorane sein, beschreiben die Naturschutzorganisationen weiter. Im Vordergrund müssen vielmehr ein wirkungsvoller Schutz der Biodiversität sowie die Stabilisierung der Berufsfischerei stehen.

Ganz grundsätzlich sind für uns gegenüber der heutigen Situation zusätzliche Massnahmen gegen Kormorane nur dann lokal und ausserhalb von Schutzgebieten denkbar, wenn sie nachweislich wirksam sind und gleichzeitig ganzjährige Verbesserungen für die Biodiversität erreicht werden, zum Beispiel für bedrohte Fischarten oder für störungsempfindliche Wasservögel. Die Naturschutzverbände erklären sich bereit, weiterhin an einer fachlich abgestimmten Überarbeitung des Umgangs mit dem Kormoran am Bodensee mitzuwirken.

Die folgenden Organisationen unterstützen diese Erklärung:

  • BirdLife Schweiz
  • NABU Baden-Württemberg
  • BUND Baden-Württemberg
  • Bodensee-Stiftung
  • Global Nature Fund
  • European Living Lakes Association e.V.
  • Ornithologische Arbeitsgemeinschaft Bodensee

 

Zvg