«Unseren Lernenden wurde ihr ganzes Leben lang gesagt, was sie nicht gut können. Sie wissen ganz genau, womit sie Schwierigkeiten haben. Bei Advery stärken wir ihre Stärken.» So Stefan Grob Leiter der Agentur Advery
Individuelle Lösungen für die psychischen Probleme von Jugendlichen stehen in der Ostschweizer Kommunikationsagentur Advery im Vordergrund. Als Sozialunternehmen bildet Advery rund 20 Lernende mit psychischen oder körperlichen Schwierigkeiten aus. Das Ziel von Stefan Grob, Agenturleiter von Advery, ist es, die Lernenden möglichst gut auf den ersten Arbeitsmarkt vorzubereiten. Damit ist die Agentur sehr erfolgreich: Fast 100 Prozent der Lernenden finden nach ihrer Lehre auf dem ersten Arbeitsmarkt eine Anstellung. Bei Advery gibt es zudem fast keine Lehrabbrüche. Das steht im starken Kontrast zum ersten Arbeitsmarkt, wo rund jede fünfte Person die Lehre nicht beendet. «Wie wir arbeiten, kann man nicht direkt auf ein wirtschaftliches Unternehmen übertragen. Es gibt jedoch Elemente, die für den ersten Arbeitsmarkt interessant sein können», zeigt Grob auf.
Was die Wirtschaft vom zweiten Arbeitsmarkt lernen kann
Als Erfolgskriterium in der Praxis sieht Grob die Führungskultur im Unternehmen. Aus der Forschung ist bekannt, dass sich Jugendliche heutzutage mehr Kommunikation auf Augenhöhe wünschen. Partizipation wird bei Advery deshalb aktiv gelebt: «Unsere Lernenden arbeiten nicht für den Papierkorb. Sie übernehmen Verantwortung für reale Aufträge aus der Wirtschaft, haben Kundinnen- und Kundenkontakt, übernehmen Projektleitungen, sind an Briefings dabei und präsentieren sogar Pitches. Darin sind wir einzigartig», erklärt Grob.
Sinnvolle Projekte statt theoretischer Aufgaben geben den Lernenden laut Grob viel Motivation und Wertschätzung. Dabei wird besonders auf deren Ressourcenorientierung fokussiert. «Unseren Lernenden wurde ihr ganzes Leben lang gesagt, was sie nicht gut können. Sie wissen ganz genau, womit sie Schwierigkeiten haben. Bei Advery stärken wir ihre Stärken», verdeutlicht Grob. Als sinnvoll erachtet Grob auch regelmässige Standortgespräche mit den Lernenden.
Indem Raum für offene und achtsame Kommunikation geschaffen wird, kann besser wahrgenommen werden, wie es um die psychische Gesundheit der Lernenden steht. Dies kann zudem eine frühzeitige Intervention ermöglichen. Ob diese inklusive Ausbildung ein Blueprint für die Wirtschaft darstellt, bleibt offen. Für Stefan Grob ist jedoch klar, dass seine Lernenden zufrieden sind. «Ihr seid die ersten Menschen in meinem Leben, die an mich glauben», zitiert Grob eine Lernende bei Advery.