Der Bericht wird alle zwei Jahre online veröffentlicht. Er stellt die Abfallplanung des Kantons Thurgau dar. Diese hat zum Ziel, eine möglichst optimale Entsorgungskapazität zur Verfügung zu stellen. Nebst der Abfallplanung orientiert der Bericht über die Entwicklung der Abfallmengen und die künftigen Herausforderungen. Der Schwerpunkt lag dieses Mal auf dem Abschluss des Baustoffrecycling-Konzepts Thurgau.
«Das Baustoffrecycling-Konzept ist eine Erfolgsgeschichte», lobte Regierungsrat Dominik Diezi, Chef des Departementes für Bau und Umwelt, an einer Medienkonferenz. Es wurde 2019 zusammen mit Branchenvertretern, Gemeinden und kantonalen Fachstellen erarbeitet, da in der Abfallplanung ein Handlungsbedarf bei den Bauabfällen geortet wurde. «Das Ziel des Konzepts ist aktueller denn je: wertvolle Kiesreserven und knapper Deponieraum zu schonen.» Nicht zuletzt sei das Konzept ein wichtiges Puzzleteil in der Kreislaufwirtschaft, die von der Politik gefordert werde. Dennoch sei das Ziel noch nicht erreicht: «Damit das Baustoff-Recycling seine volle Wirkung entfalten kann, braucht es weiterhin Anstrengungen aller Akteure», so Diezi.
Achim Kayser, Leiter der Abteilung Abfall und Boden des Amts für Umwelt, zeigte die Rolle des Kantons bei der Umsetzung des Recycling-Konzeptes auf. «Hoch- und Tiefbauamt nehmen eine Vorbildrolle ein und versuchen, bei eigenen Bauvorhaben schwerpunktmässig wiederverwertete Baustoffe einzusetzen.» Für den Tiefbau erwähnte Kayser die Erneuerung der Kantonsstrasse und den Neubau des Veloweges zwischen Engishofen und Oberaach. «Bei diesem Projekt wurde bewusst von gängigen Normen abgewichen und an die Grenze des technisch Machbaren gegangen.» Der Recyclinganteil betrug – je nach Schicht – bis zu 100 Prozent. Insgesamt wurden über 2'900 Tonnen Asphalt mit erhöhtem Recyclinganteil eingebaut. Die gemachten Erfahrungen werden an Ingenieure, Planer sowie an die Gemeinden weitergegeben. Der Abteilungsleiter zeigte sich überzeugt: «Mit solchen Vorzeigeprojekten können die mangelnde Akzeptanz und das zweifelhafte Image von Recycling-Baustoffen nachhaltig bekämpft werden.» Dass Recyclingbaustoffe alltagstauglich sind, zeigen Investitionen der Recycling-Branche. Mehrere Beton- und Belagswerke werden modernisiert. Recyclingbeton spart nicht nur Emissionen ein, sondern dient auch als dauerhafter CO2-Speicher. «Die Baustoffbranche unternimmt grosse Anstrengungen, ihren CO2-Fussabdruck zu verkleinern», sagte Kayser. Die Vision sei klar: «Baustoffe sollen künftig vollständig im Kreislauf geführt werden.»
Zentrale Akteure sind die Baumeister, die das Konzept mittragen. «Wir rufen dazu auf, Recycling-Beton wo immer möglich zu verwenden», sagte Gian Nauli, Geschäftsführer des Thurgauischen Baumeisterverbandes (BVTG), an der Medienkonferenz. Recycling-Beton habe spezielle Eigenschaften und müsse – wie jede andere Art von Beton – am richtigen Ort eingesetzt werden. Der BVTG ortet bei recycelten Baumaterialien grosses Potenzial: «Auch deshalb sind wir als Verband bemüht, Vorbehalte abzubauen.»
Rundgang durch die Baustelle
Im Anschluss an die Präsentationen nahm Eva Zellmann, Projektleiterin im Hochbauamt, die Medienschaffenden mit auf einen Rundgang durch die Baustelle Ergänzungsbau Regierungsgebäude. Dieser wurde bislang vor allem als moderner Holzbau propagiert. «Doch es wird auch eine ganze Menge wiederverwerteter Beton eingebaut», betonte Zellmann. Namentlich gilt dies für den Unterlagsbeton der Baugrube, das Fundament sowie die Wände und Decken im dritten und zweiten Untergeschoss. Auf Primärbeton zurückgegriffen wird beispielsweise bei der Einfahrtsrampe. Begründung: Frosttausalzbeständigkeit. So könne letztlich über 50 Prozent mit Recyclingbeton realisiert werden und dies nahezu kostenneutral.
Martin Eugster, Chef des Amtes für Umwelt, knüpfte an anderer Stelle des Kreislaufes an: bei den Deponien. «Der Deponieraum ist generell knapp.» Obwohl das Baustoffrecycling immer mehr greife, brauche es weiterhin Deponien. «Heute ist es nicht mehr der klassische Bauschutt, sondern vor allem überschüssiger Aushub, der abgelagert werden muss», erläuterte er. Der Abfallbericht weist bei der Deponiekapazität einen Handlungsbedarf aus. «Ziel der Deponieplanung ist es, die Entsorgung für die nächsten 20 bis 30 Jahre sicherzustellen.» Künftige Standorte werden nach und nach im kantonalen Richtplan aufgenommen.