Home Region Sport Schweiz/Ausland Magazin Agenda
Kreuzlingen
16.02.2024
18.02.2024 06:26 Uhr

Genossenschaftsbau kann eine Ergänzung zum Mittelstand sein

Moderator Andreas Hebeisen mit den Podiumsteilnehmern Attila Wohlrab, Stadtpräsident Thomas Niederberger, Elina Müller und Jacques Michel Conrad.. Bild: Manuela Olgiati
Ans Stadtgespräch «Wohnen in Kreuzlingen» im Trösch hat die SP Kreuzlingen eingeladen. Rund 80 Parteimitglieder und Gäste diskutierten über die Situation am Immobilienmarkt und Wohnformen für Generationen.

Was die SP Bezirk Kreuzlingen fördern will ist, dass die Stadt Kreuzlingen mit einer aktiven und gezielten Wohn- und Landpolitik mehr Einfluss auf die bauliche Entwicklung der Stadt nehmen soll. Zum Beispiel durch die Abgabe von Parzellen im Baurecht an genossenschaftliche Wohnbauprojekte.

Am Podium vom 16. Februar stellten sich Stadtpräsident Thomas Niederberger, Attila Wohlrab, eidg. dipl. Treuhänder und Geschäftsführer der Immokanzlei AG Kreuzlingen, SP-Kantonsrätin und Gemeinderätin Elina Müller und Jaques Michel Conrad, Geschäftsführer der Wohnbaugenossenschaft Ostschweiz den Fragen des Moderators Andreas Hebeisen.

Bezahlbarer Wohnraum in der Stadt

Hebeisen spricht von einer Explosivkraft wegen der Wohnungsnot in der Schweiz und meint damit, den bezahlbaren Wohnraum in Kreuzlingen. Hebeisen sagt: «Es ist fünf nach 12, bis die Bombe platzt.» Marktmieten würden explodieren. Die Podiumsteilnehmer kennen sich am Wohnungsmarkt aus. Elina Müller ist Architektin. Sie sagt: «Kreuzlingen ist eine wachsende Stadt.» Sie kennt den steigenden Wohnraumbedarf mit der Zunahme der Bevölkerung in Kreuzlingen. Noch immer sind die Möglichkeiten Wohnraum als Eigentum oder in Miete. Die Mietzinsentwicklung sei hoch. Der Mietpreis gestiegen. Eine Form im urbanen Raum ist das Generationenhaus, das Wohnen bezahlbar machen soll.

Die beiden FDP-Mitglieder Attila Wohlrab und Stadtpräsident Thomas Niederberger nehmen Stellung zum Wohnraum in der Stadt Kreuzlingen. Bild: Manuela Olgiati

In einem Generationenhaus soll das gesamte Altersspektrum vertreten sein, im Idealfall der demografischen Bevölkerungsstruktur entsprechend. Menschen in jedem Alter, vom Baby bis zum Senior, aus allen Bevölkerungsschichten gehen in einem Generationenhaus eine aktive Haus- und Zweckgemeinschaft ein. Auch Vertreter der Initiative SEWO, der Genossenschaft für selbstbestimmtes Wohnen sitzen unter den Gästen im Saal. SEWO entstand aus der Überzeugung und Erfahrung, dass es ein Gewinn sein kann, wenn junge und alte Menschen unter dem gleichen Dach leben. Hier prallen unterschiedliche Bedürfnisse an die Stadt Kreuzlingen. Die SEWO Bodensee wünscht mehr Zusammenarbeit mit dem Stadtrat.

Unterschiedliche Wohnbedürfnisse

Die Vertreter von Wohnbaugenossenschaften sehen in dem begrenzten Wohnflächenkonsum eine zentrale Tugend ihrer Eigentumsform: die Nachhaltigkeit, welche sich durch einen haushälterischen Umgang mit der knappen Ressource Boden manifestiert.

Attila Wohlrab spricht von der Abwanderung und den bilateralen Verträgen. Er sagt: «Es gab eine Zeit, in der niemand mehr in Kreuzlingen wohnen wollte.» Gemäss Wohlrab gehören 50 Prozent der Immobilien Privatpersonen. Das Mietrecht in der Schweiz sei gut. Es gehe um Schutz, Rechte und Pflichten. Ein Killerfaktor bezeichnete der Mieten, die sich nicht auszahlen.

Wohlrab findet den Genossenschaftsbau gut und dieser bilde eine Ergänzung zum Mittelstand. Es gehe um persönliche Ansprüche, ein älteres Ehepaar, bei dem die Kinder ausgezogen sind, brauche nicht mehr zwingend ein grosses Haus. Über 80-Jährige leben oft allein, auch da gebe es unterschiedliche Wohnbedürfnisse.

Stadtpräsident Thomas Niederberger spricht vom attraktiven Standort Kreuzlingen, der hohen Lebensqualität, dem urbanen Raum. Man dürfe keine Käseglocke über die Stadt verhängen. Er sagt: «Wir müssen Schritt halten mit dem Leerwohnungsbestand.» Auch eine Wohnbaugenossenschaft sei Teil einer gelebten Form für Generationen.

Land auf Vorrat kaufen

Jaques Michel Conrad, Geschäftsführer der Wohnbaugenossenschaft Ostschweiz geht es nicht allein um ein Generationenhaus, sondern mehr um Grundstücke allgemein. Daher seine Empfehlung: «Kaufen Sie Land wann immer möglich. Tun Sie sich mit Gleichgesinnten zusammen und kaufen Sie.» Man müsse nur die Eigentumsverhältnisse überdenken.

Konkret ist die Kreuzlinger Wohnbaugenossenschaft «Webege». Ein Mehrfamilienhaus entsteht an der Rieslingstrasse. Das Baugesuch wurde im Februar 2022 eingereicht. Der Spatenstich erfolgte im Frühling 2023. Der Bezug der zwölf Wohnungen ist voraussichtlich ab Herbst 2024 geplant. Der Genossenschaftspräsident Cyrill Huber sagt: «Wir hoffen auf ebenso viele Genossenschafter.»

Manuela Olgiati