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Kreuzlingen
10.03.2024
10.03.2024 20:50 Uhr

Humor und Optimismus braucht es trotz allem

Referent Ernst Wolff und Mario Andrighetto, Präsident des Vereins Neutrale Sicht. Bild: Manuela Olgiati
Am Samstagnachmittag trat der deutsche Wirtschaftsjournalist Ernst Wolff im Dreispitzsaal in Kreuzlingen auf. Eingeladen zum Thema "Zeitenwende" hat ihn der Kreuzlinger Verein Neutrale Sicht. Es geht um ein neues Geldsystem der Zentralbanken und die Auswirkungen der Künstlichen Intelligenz.

Präsident Mario Andrighetto sagte: "Unser Verein Neutrale Sicht setzt sich mit Referenten für Meinungs- und Informationsfreiheit ein, damit die wichtigste Grundlage für Entscheidungen und ein Diskurs stattfinden kann." Der Verein lade Personen mit kontroversen Meinungen ein, weil die Leute andere Meinungen hören dürfen. Das trifft hier den Nerv der Zeit.

Am Samstagnachmittag sitzen über 300 Besucherinnen und Besucher im Dreispitzsaal. Sie holen sich Informationen vom deutschen Wirtschaftsjournalisten Ernst Wolff ab. Sie spenden kräftigen Applaus, immer wieder, während der Referent spricht. Am Schluss des zweiteiligen Vortrages folgen stehende Ovationen für den wortgewandten Sprecher. Das Publikum findet einige Informationen amüsant und es ist vor allem eines, begeistert vom Vortrag und von den Persönlichkeiten auf der Bühne. Das Weltgeschehen sei komplex, sagt der Referent. Mit Lösungen sei die Welt ziemlich hinten dran. Die Schweizer bezeichnet Ernst Wolff noch als wohlhabend. Der Druck auf die Schweiz werde weiterwachsen, sagt er. 

Gesundheits- und Bildungswesen

Für die Probleme im Weltgeschehen gebe es eine Vielzahl an Lösungsansätzen. So besteht in vielen Bereichen der Welt ein enormer Nachholbedarf für den Bau und die Inbetriebnahme von grundlegenden Infrastrukturen im Gesundheits-, Transport- oder Bildungswesen.

Der 74-jährige Referent ist Autor mehrerer Bücher, geballtes Wissen, hinzu kommt seine Lebenserfahrung. Den Vortrag hält Wolff zum Thema Geld und die künftigen Entwicklungen. Er erklärt den Gästen im Saal: "Unser Geldsystem ist in sein Endstadium eingetreten, die Staaten arbeiten an digitalem Zentralbankgeld (CBDC), der globale Arbeitsmarkt ist durch die KI (Künstlichen Intelligenz) bedroht und in der Landwirtschaft sollen Felderwirtschaft und Tierzucht durch Vertical Farming und Laborfleisch abgelöst werden." Dieses explosive Gemisch führe die Menschen in eine äusserst unsichere Zukunft. Wolff sagte: "Wir müssen lernen zu verstehen, welche Triebkräfte am Werk sind."

Aufmerksame Zuhörerinnen und Zuhörer im Dreispitzsaal. Bild: Manuela Olgiati

Seine Vorträge hält Wolff vor, wie er sagt einfachen Leuten. Vorkenntnisse über KI (Künstliche Intelligenz) seien nicht notwendig. Es geht ihm darum, zu informieren und auch herauszufiltern, was für Familien wichtig sein kann.

Er gab einen Ausblick auf das Jahr 2030, wenn Kinder am iPad und Smartphone hängen. Auch Roboter für gewisse Funktionen eingesetzt sind. Die Grenzen zwischen Realität und der virtuellen Realität würden verschwinden. Wolff sagt: "Die Zukunft ist erschreckend, auch bedrohlich." Er will humorvoll und optimistisch nach vorne schauen. Dass Handys eines Tages von der Bildfläche verschwinden, hält der Referent für wahrscheinlich. Diese dann durch digitalisierte Brillen abgelöst werden, welche schier unglaubliche technologische Funktionen hervorbringen.

KI könne die Realität in ein diffuses Licht rücken. Stimmen würden imitiert, ja ganze Reden können durch Technologie vermittelt werden. Wahrheiten und nie Gesagtes, also Unwahrheiten stehen im Fokus. Wolff kennt verschiedene Hintergründe für Fake News. Als Person, die in der Öffentlichkeit stehe, könne KI ein Instrument der Manipulation sein.

 

Referent Ernst Wolff (links) signiert ein Buch für einen Besucher. Bild: Manuela Olgiati

Zwei Dinge im Vortrag finden Beachtung. Erstens werde ein neues Geldsystem, abseits der Öffentlichkeit eingeführt, ein Bankensystem, das die Macht der Zentralbanken zeige. Der zweite einschneidende Aspekt sei der rasante Fortschritt der Künstlichen Intelligenz, die Tausende von Jobs wegrationalisieren könne. Wolff glaubt an eine hohe Arbeitslosigkeit in rund drei bis fünf Jahren. Wolff erklärt, dass in keiner Bundesverfassung der Begriff Geld erwähnt sei. 

Fleischersatz aus dem Labor

Betroffene der Finanzlage sei die Landwirtschaft. Kaum jemand spreche darüber, das Projekt wurde vor rund zehn Jahren sozusagen unbemerkt von der internationalen Öffentlichkeit vorangetrieben. Die Rede ist von der Herstellung von künstlichem, in Laboren erzeugtem Fleisch. Zurzeit lehnen noch etwa 75 Prozent der Menschen Laborfleisch ab. Gegen diesen Widerstand gebe es eine Agenda, die mit aller Macht vorangetrieben werde und als Rechtfertigung möglicherweise nicht nur für die Einführung von Laborfleisch, sondern sogar für ein generelles Verbot tierischer Produkte dienen könnte, erzählte der Referent weiter. Er meinte damit die Bekämpfung des Klimawandels mittels der vom Kyoto-Protokoll geforderten Senkung des unter anderem Kühen und Rindern zugeschriebenen CO2- und Methan-Ausstosses.

Politische Agenda der Grünen

Diese von den Grünen unterstützte Agenda wirke derzeit wie ein Turbo und habe dazu geführt, dass nicht nur die weltgrössten Fleischfabrikanten, sondern auch Milliardäre wie Bill Gates und Richard Branson in das Geschäft eingestiegen sind.

Wolffs besonderes Augenmerk liegt nach wie vor im Gesundheits- und Bildungssystem. Er wusste viele Antworten auf Fragen aus dem Publikum. Das Vermögen schützen bedeutet ihm, Konten auf mehreren Banken zu führen. Der Referent setzt auf die Investition von Edelmetallen wie Gold und Silber. Investieren würde er selber am ehesten in Edelmetallen. Müsste er zwischen Euro- und Kryptowährungen entscheiden, würde er Euros ausgeben und diese vernünftig in Silber investieren.

Auf eine Frage aus dem Publikum nach den Erfahrungen mit der Währung Bitcoin, sagte Wolff: Den Wert bestimme der Glaube daran. Ein Besucher sorgte sich um den Einfluss von geheimen Bünden. Ein anderer Besucher warf Fragen in den Raum zum Verbrauch von exorbitant mehr Energie durch KI.

Gemäss Wolff könnten Freiheiten abgeben, die Menschen enteignen. Diese bewahren, bedeute auch sich zu vernetzen. 

Manuela Olgiati