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Schweiz/Ausland
29.03.2024

Börse: Quartalsschluss freundlich

«Seit einigen Monaten tendieren die Aktien positiv, erwarten ein besseres Umfeld, insbesondere tiefere Zinsen», analysiert Christopher Chandiramani. Bild: Linth24
In der verkürzten Vorosterwoche (Karfreitag) tendierten Aktien trotz Dividendenabgängen fester. SMI schloss höher: 11'723 Punkte. Franken auf Jahrestiefst, Kryptos erholten sich.

Bei den jährlichen Konsultationen mit der Schweiz hat der Internationale Währungsfonds (IWF) seine Einschätzung präsentiert. Für das Jahr 2024 rechnet der IWF mit einem leicht höheren Wachstum der Schweizer Wirtschaft von 1.3 Prozent. Die Haushaltspolitik sei mit der Schuldenbremse gut geführt. Der steigende Ausgabendruck erfordert jedoch Disziplin gegen die zunehmenden Defizite, einschliesslich der neuen Situation der AHV (13. Rente). Die Übernahme der CS durch die UBS ist positiv zu werten, braucht aber noch mehr regulatorischen und aufsichtsrechtliche  Massnahmen.

Zuverlässige Quellen erwarten von der Schweizerischen Nationalbank (SNB) mindestens noch zwei weitere Leitzinssenkungen in diesem Jahr, ähnliche Schritte werden auch von der Europäischen Zentralbank (EZB) gefordert. Sinkende Teuerung und ein schwaches Wachstum geben Spielraum für eine weitere Lockerung der Geldpolitik.

Der Bundesrat hat seine Vorstellungen zur Finanzierung der 13. AHV-Rente ab 2026 vorgestellt. Um die zusätzlichen CHF 4-5 Mrd. zu finanzieren, sollen entweder nur die Lohnbeiträge um 0.8 Prozentpunkte erhöht werden. Oder es wird eine Kombination mit 0.5 Prozentpunkten mehr Lohnabzug und 0.4 Prozentpunkten höherer Mehrwertsteuer in Betracht gezogen.

Preisüberwacher Stefan Meierhans plant einen eigenen Teuerungsindex, dies weil verschiedene Komponenten in der offiziellen Rechnung fehlen, beispielsweise die Krankenkassen-Prämien. Die Realität soll besser wiedergegeben werden. Diese Versicherungsprämien steigen wohl im Herbst 2024 erneut massiv an.

Eine der ältesten Anlagen der Welt, das AKW Beznau, bleibt wohl länger am Netz als vorgesehen, vermutlich übers Jahr 2040 hinaus, und wird nicht wie bis anhin geplant ab 2030 abgeschaltet. Die Axpo gab bekannt, dass man entsprechende Pläne prüfe aufgrund der drohender zukünftigen Stromlücke.

Unternehmensnachrichten

Der Rekordgewinn der neuen Grossbank UBS im Geschäftsjahr 2023 wurde leicht nach unten korrigiert, etwas tiefer als noch Anfang Februar auf Basis ungeprüfter Zahlen publiziert. Neu wird der Reingewinn mit USD 27.8 Mrd. ausgewiesen. Zuvor hatte die UBS zunächst einen Überschuss von 29 Mrd. publiziert. Den etwas tieferen Wert begründet die Bank im soeben veröffentlichten Geschäftsbericht mit einer Goodwill-Korrektur im Zusammenhang mit der CS-Übernahme. Konzernchef Ermotti erhält ein Gehalt inklusive Bonus von CHF 14.4 Mio.

Die Versicherungsgesellschaft Baloise meldet für das vergangene Jahr einen Gewinn von CHF 239.6 Mio. Die Konsensschätzung war bei 264 Mio. Auch der operative Gewinn Ebit fällt mit CHF 344.4 Mio. tiefer aus als erwartet. Die Aktionäre sollen eine Dividende von CHF 7.70 erhalten. Der Verwaltungsrat lehnt weitere Vorschläge des Inventors zCapital ab. Aber eine neue und bessere Konzernstrategie werde im September vorgestellt.

Der Industriekonzern ABB startet sein neues Aktienrückkaufprogramm von rund USD 1 Mrd. nach Ostern. Auf Basis des aktuellen Aktienkurses entspricht dies einer Höchstzahl von rund 21.3 Mio. Aktien. Ab dem 2. April könnten pro Tag maximal 692'486 Stück am Markt zurückgekauft werden.

Das Basler Messeunternehmen MCH Group verharrt in den roten Zahlen. Mit CHF 14 Mio. stand 2023 unter dem Strich ein höherer Verlust als im Jahr davor. Operativ resultierte auf Stufe Ebitda ein Gewinn von CHF 12.3 Mio. Allerdings wird das Ergebnis durch Rückstellungen im Wert von CHF 4.2 Mio. belastet. Diesen Sondereffekt herausgerechnet lag der Betriebsgewinn mit CHF 16.5 Mio. und 18 Prozent über dem Vorjahr. Das Messegeschäft bleibt anspruchsvoll.

Der Stahlhersteller Swiss Steel kann seine drei Stahlwerke in Frankreich nicht wie vorgesehen verkaufen. Die Verhandlungen mit Italienern wurden abgebrochen. Die französische Swiss-Steel-Tochter Ascometal beantragt nun Nachlassstundung. Swiss Steel soll auch im Zuge der angekündigten Kapitalerhöhung um rund EUR 300 Mio. von Grossaktionär Peter Spuhler gemäss einigen Medien kein frisches Kapital mehr erhalten.

Nach dem Börsengang des Dermatologiekonzerns Galderma vor einer Woche wurde die Mehrzuteilungsoption von 5.6 Mio. Aktien zum Ausgabepreis von 53 Fr. platziert. Zuvor sind bereits 37.5 Mio. neu geschaffene Aktien auf den Markt gekommen. Der Streubesitz beläuft sich nun auf knapp einem Viertel. Galderma sind mit dem Börsengang total CHF 2,3 Mrd. zugeflossen.

Aussichten

Seit einigen Monaten tendieren die Aktien positiv, erwarten ein besseres Umfeld, insbesondere tiefere Zinsen. Die Weltwirtschaft dürfte allerdings dieses und nächstes Jahr moderat wachsen. Konsum, Investitionen und Aussenhandel nehmen zu. So sind auch zusätzliche positive Impulse zu erwarten. Ebenso dürften sich die Energiepreise beruhigen, was die Inflationsraten wieder auf ein früheres Niveau zurück bringt (1-2 Prozent in Europa und den USA). Die Teuerung ist besiegt. Das ermöglicht den Zentralbanken, ihre Leitzinsen wieder zu senken. Dies entlastet Kreditnehmer, Mieter und Unternehmungen usw. Die Frankenschwäche könnte zinsbedingt anhalten und dies erfreut die Exportindustrie. Unsicherheiten bilden weiterhin die geopolitischen Konflikte, insbesondere in der Ukraine und im Fernen Osten.

Christopher Chandiramani, Börsenanalyst und freier Mitarbeiter Linth24