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Kanton
16.05.2024

Sechsländertraining von Schreinern an der WM in Nyon

Die beiden Schweizer Schreiner, die an den World Skills teilnehmen sind Loïc Santschi und Elmar Wyrsch. Bild: Manuela Olgiati
Vom 10. bis 15. September finden in Lyon die World Skills, die Berufsweltmeisterschaften statt. Junge Schreinerinnen und Schreiner aus der ganzen Welt werden in den zwei Kategorien Möbel- und Bauschreiner um die Medaillen kämpfen. Wir besuchten Teilnehmende an einem Training am Gewerblichen Bildungszentrum in Weinfelden.

Loïc Santschi und Elmar Wyrsch wollen es an den World Skills 2024 im französischen Nyon auf das Siegerpodest schaffen. Die beiden gelernten Schreiner bereiten sich in den Betrieben ihrer Experten auf den Wettkampf, der vom 10. September bis am 15. September stattfindet, vor.

Dieser Woche wird schweizweit die Woche der Berufsbildung durchgeführt. Gleichzeitig findet am Gewerblichen Bildungszentrum Weinfelden auf Einladung des Verbands Schweizerischer Schreinermeister und Möbelfabrikanten VSSM ein mehrtägiges Training der Schreiner-Teilnehmenden aus sechs Ländern statt. Sie werden im September an den World Skills in Nyon, an den Berufsweltmeisterschaften, dabei sein.

Sechs Nationen am Start

In Weinfelden sind neben den zwei Schweizern die Schreinerchampions aus Deutschland, Österreich, Südtirol, Frankreich und erstmals Grossbritannien mit ihren Experten anwesend. Die Schweiz wird in Lyon von Elmar Wyrsch aus Attinghausen UR in der Kategorie Möbelschreiner (Experte Tobias Hugentobler aus Rickenbach TG) sowie Loïc Santschi aus La Chaux-de-Fonds NE (Experte Roger Huwyler, Bex VD) bei den Bauschreinern vertreten. Beide sind seit einigen Wochen bei ihren Betreuern im Training und bereiten sich intensiv auf die WM vor.

Seit der WM-Austragung 2017 ist die Tradition entstanden, dass Teilnehmer und ihre Experten aus der Schweiz, Deutschland, Österreich, dem Südtirol und Frankreich gemeinsam drei Tage lang ein Training absolvieren. «In diesem Jahr stiessen die Engländer Schreiner neu dazu», sagt Nicole D’Orazio vom Verband Schweizerischer Schreinermeister und Möbelfabrikanten (VSSM). Dabei gehe es nicht nur um den Vergleich untereinander, sondern auch um das Kennenlernen. «Für die jungen Teilnehmer ist es wichtig, dass sie starke Konkurrenten sehen», sagt der Schweizer Experte Tobias Hugentobler. Hugentobler betreut in seiner Werkstatt einen Teilnehmer der World Skills, den Möbelschreiner Elmar Wyrsch.

  • Bild: Manuela Olgiati
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Am Donnerstagmorgen stehen die Korrekturen und der Feinschliff am Trainingsobjekt für die World Skills an. Im Übungsbetrieb bessern die Schreiner im Alter zwischen 19 und 22 Jahren mit Schleifklotz und Exzenter Unebenheiten aus. Mit kritischem Blick und geübter Hand beseitigen sie gewisse Makel zu einer glatten Oberfläche.

Wenn sie diesen Arbeitsschritt in vier Monaten ausführen werden, werden die grössten Herausforderungen der World Skills Nyon bereits gemeistert sein. Bis im September braucht es noch viel Zeit um zu Trainieren. Ein Holzstück hat laut Loïc Santschi einige Herausforderungen: «Es braucht genaues und schnelles Arbeiten.»

Faszination internationaler Wettkampf

Unvorhersehbare Ausgangslagen, rasches Umdenken und Kursoptimierungen sind die Stärken der Schweizer. Elmar Wyrschs Experte, der Schreinermeister Tobias Hugentobler, ist Holztechniker sowie Inhaber und Geschäftsführer der Hugentobler AG in Braunau. 2001 trat er als 22-Jähriger in Seoul selbst als Kandidat bei den World Skills an. Er sagt: "Der internationale Wettkampf faszinierte mich." Das ist wohl auch der Grund, weshalb er vor rund zehn Jahren die Expertentätigkeit für den VSSM übernommen hat. Seit Mitte März trainiert Elmar Wyrsch in seinem Betrieb. Dabei geht es nicht nur ums Fachliche, sondern auch ums gegenseitige Kennenlernen.

Seit 1999 bei den World Skills in Montreal hat kein Westschweizer mehr Gold bei der Berufsweltmeisterschaft gewonnen. Loïc Santschi könnte das ändern. Sein Experte Roger Huwyler zweifelt keinen Moment daran. Er beschreibt ihn als ehrgeizig. Huwyler sagt auch, dass die Schreiner untereinander in gutem Einvernehmen sind. Huwyler führt die Ebénisterie d’Art SA in Bex VD und ist Chefexperte für die Möbelschreinerausbildung im Kanton Waadt. Seit über 20 Jahren ist er immer bei den World Skills dabei – seit 2001 in Seoul als Experte für die Bauschreiner, bei der Austragung 2013 als Chefexperte.

  • Schreiner LoÏc Santschi und Experte Roger Huwyler. Bild: Manuela Olgiati
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  • Experte Tobias Hugentobler. Bild: Manuela Olgiati
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Die Schreinermeisterschaften starten alle zwei Jahre

 

Alle zwei Jahre führen die beiden Schweizer Berufsverbände VSSM (Verband Schweizerischer Schreinermeister und Möbelfabrikanten) und Frecem (Schwesterverband der Romandie) die Schreinermeisterschaften durch. Diese beginnen mit den Sektionsmeisterschaften als erster Stufe, bei der Schreinerlernende aus den jeweiligen Regionen gegeneinander antreten. Bei den letzten Austragungen waren dies in der Regel rund 1'100 Teilnehmende. Je nach Grösse der Kantonalsektion dürfen die Besten an den regionalen Meisterschaften teilnehmen. Dies sind schweizweit maximal 100 Lernende oder frisch Ausgelernte mit dem Höchstalter von 22 Jahren. In drei Gruppen werden die Wettkämpfe der Stufe zwei in der Regel im Rahmen einer Publikumsmesse in verschiedenen Regionen der Schweiz ausgetragen. Aus den drei Gruppen kommen jeweils die besten drei weiter und bilden die Schreiner-Nationalmannschaft.

Das neunköpfige Team wird vom Nationalcoach unterstützt und trifft sich mehrmals zu Trainings sowie eintägigen Wettkämpfen, ehe sie dann an den Swiss Skills in Bern um die Schweizermeistertitel in den Kategorien Möbelschreiner/in sowie Bauschreiner/in kämpfen. Die Siegerin oder der Sieger vertritt dann die Schweiz an den World Skills, der Berufs-WM. 2019 holte Samantha Kämpf aus Dettighofen den Vize-Weltmeistertitel.

2026 finden die World Skills in der chinesischen Metropole Shanghai statt. Der nächste Wettkampfzyklus der Schreinermeisterschaftenstartet im zweiten Halbjahr 2024, die Swiss Skills in Bern stehen 2025 auf dem Programm.

 

Manuela Olgiati