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Kreuzlingen
31.05.2024

100 Jahre auf den Hund gekommen: Der KVK ist ein Verein mit lebendiger Geschichte – Jubiläumsfeier am Sonntag, 9. Juni

Action während eines Wettkampfes.
Der Kynologische Verein Kreuzlingen und Umgebung (KVK) veranstaltet zu seinem 100-Jahrjubiläum einen der grössten Wettkämpfe für Mensch und Hund in der Schweiz. Rund 90 Mensch-Hundeteams kämpfen dabei in verschiedenen Sportarten um Punkte.

Der Kreuzlinger Hundeplatz gegenüber dem Schwimmbad Hörnli wird am 9. Juni Schauplatz eines grossen Wettkampfes. An diesem Tag feiert der Kynologische Verein Kreuzlingen und Umgebung (KVK) sein 100-jähriges Bestehen. Der Verein organisiert auch sonst interne und öffentliche Anlässe rund um das Thema Hund. Der Gruppenwettkampf vom 9. Juni wird zusammen mit der Dachorganisation NOV (Nordostschweizerische Vereinigung der SKG-Sektionen) durchgeführt. Gruppen, bestehend aus drei bis vier Mensch-Hundeteams eines Vereins müssen dabei in verschiedenen Hundesportarten unter den kritischen Augen von Richtern Punkte sammeln.

Der Anlass beginnt bereits um 6.30 Uhr in der Früh und endet am frühen Abend mit der Rangverkündigung. Eine Festwirtschaft, ein Eiswagen und alkoholfreie Drinks des Blaukreuzes sorgen für die Verpflegung. Zusätzlich zum Wettkampf zeigt die Schweizer Rettungshundestaffel Redog am Nachmittag ihr Können. «Zuschauer sind jederzeit willkommen», sagt Stefan Borkert, Präsident des KVK.

Hunde und ihre Erziehung ist ein altes Thema

«Dem Hunde, wenn er gut gezogen, wird selbst ein weiser Mann gewogen.» Dieser Spruch von Johann Wolfgang von Goethe ist noch um 100 Jahre älter als der KVK. Aber die Worte des Dichters aus dem Nachbarland zeigen, dass Hundeerziehung schon damals ein Thema war, das die Menschen beschäftigte. Tatsächlich hat die Hundeausbildung vermutlich schon begonnen, als vor 15'000, manche sagen sogar vor 30'000 Jahren, der Übergang vom Wolf zum Hund als Begleiter des Menschen auf vier Pfoten stattgefunden hat.

Man sieht, ob graue Vorzeit, Philosophie, Schriftstellerei oder normales Leben, der Hund ist ein Thema, das die Menschen seit jeher begleitet. Und wo immer sich ein paar Leute mit gemeinsamen Interessen zusammenfinden, ist schnell mal ein Verein gegründet. So richtig in Schwung gekommen ist das Vereinswesen in der Schweiz im 19. Jahrhundert als mindestens 30'000 Vereine gegründet wurden. Borkert sagt: «Einer davon war 1883 die Schweizerische Kynologische Gesellschaft (SKG).»

1924: Aufnahme in die SKG und erste Hundeschau

50 Jahre später haben einige Hündeler in Kreuzlingen, so schreibt es der Vorstand zum 50-Jahr-Jubiläum 1973, die Initiative ergriffen und am 1.Juni 1923 den Kynologischen Verein Kreuzlingen gegründet. Ernst Haas war der erste Präsident. Am 6. Juni 1924 ist der Kynologische Verein Kreuzlingen in die SKG aufgenommen worden. Und 1924 war es auch, dass schon der erste Grossanlass in die Geschichte einging. Die historische Recherche des Präsidenten ergab: «Der Kynologische Verein Kreuzlingen hat, gemäss dem Kreuzlinger Neujahrsbuch von 1925, am 7. September 1924 eine internationale Hundeschau mit 320 Teilnehmenden veranstaltet.» Wegen Tollwut musste demnach die Ausstellung in den Herbst verlegt werden. Austragungsort war die Reithalle in Emmishofen. Sie diente auch als «Hundeplatz». Die Reithalle wurde, Zitat: «für Dressurübungen freiwillig zur Verfügung gestellt.»

  • Die Anlage des KVK aus der Vogelperspektive. Bild: KVK
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  • Ein Hundeführer während des Wettkampfs mit seinem Hund. Bild: KVK
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  • Stefan Borkert, Präsident KVK Bild: KVK
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«Zuschauer sind jederzeit willkommen.»
Stefan Borkert, Präsident KVK

Brand 1992: Nur der Rasenmäher wurde gerettet

Ein einschneidendes Ereignis sei sicher der Brand der alten Clubhütte 1992 auf dem heutigen Vereinsgelände gewesen, fährt der Präsident fort. Zwei Jugendliche hatten das Gebäude bei einem Einbruch «in unabsichtlicher Weise», wie sie in ihren Entschuldigungsbriefen schreiben, «in Brand gesetzt.» Ein Blick in die Schadensformulare etwa der Versicherung Mobiliar zeigt das Ausmass des Schadens: «Einzig der Rasenmäher konnte gerettet werden.» Der damalige Vorstand mit Präsident Hans Braun hat schliesslich die Herkulesaufgabe des Wiederaufbaus zusammen mit den Vereinsmitgliedern bewältigt. Anteilsscheine wurden ausgestellt und viele haben selbst Hand angelegt.

Im Verein, das erfährt man aus Protokollen, gab es Höhen und Tiefen. Weltmeister, Siege, Titel und Pokale wurden erkämpft, oder auch nicht. Immer wieder hat es gemenschelt, kam es zu personellen Veränderungen.

Über allem aber steht das Zusammenleben mit dem Hund

Der Präsident betont: «Über allem stand und steht aber nach wie vor die Beschäftigung, die Erziehung, der Sport und die Bewältigung des Alltags mit dem Hund.» Noch nie gab es so viele Hunde in der Schweiz wie heute. Hunde sind ein ökonomischer Faktor. Die Hundehaltung ist ein Milliardengeschäft geworden. Er fährt fort: «Der Familienhund canis familiaris hat auch in der Gesellschaft eine wichtige Funktion.» Militär, Polizei, Rettung, Medizin, Schulen, Landwirtschaft, Herdenschutz, Menschen mit Einschränkungen, einsame Personen, verschüttete und vermisste Menschen, sie alle und noch viel mehr würden von den Fähigkeiten und dem hochsozialen Wesen unserer Hunde profitieren. «Nicht umsonst gilt er als der treueste Freund des Menschen.»

Heute könne man auf Forschungsergebnisse unter anderem der Biologie, der Verhaltensforschung und der Neurologie zurückgreifen, wenn es um Hundetraining gehe. Borkert betont, all das ersetze aber nicht den gesunden Menschenverstand oder ein gutes Bauchgefühl. «Leider gibt es auch im Hundewesen Auswüchse, die den Tieren nicht gerecht werden. Aber das sei ein anderes Thema.

Der KVK geht einen aufgeklärten modernen Weg

Der KVK versuche einen modernen und aufgeklärten Weg zu gehen. Der Verein biete Beschäftigung mit und von Hunden an. Für Mensch-Hundeteams gebe es dazu ein breites Angebot. Agility, Dummy-Training, Soziale Spaziergänge, Begleithund, Multihundesport, Longieren, Plausch, Hundeerziehung, eine Kinder-Gruppe oder einfach nur Beschäftigung und Spass mit dem Hund.

Ausserdem veranstalte der Verein den im Thurgau obligatorischen Hundeerziehungskurs gemäss den Vorgaben des Thurgauer Hundegesetzes. Zusammen mit der Hundeschule Dox-Bodensee gebe es so ein lückenloses Ausbildungsangebot vom Welpen über den Junghund zum Sport- oder Familienhund. Der Verein mit seinen rund 130 Mitgliedern schätze ausserdem die gute und konstruktive Zusammenarbeit mit der Stadt Kreuzlingen. Der Präsident betont: «Deren Unterstützung ist schliesslich nicht

zVg