Der Bodensee liefert Trinkwasser für mehr als fünf Millionen Menschen. Er ist aber auch ein Tourismusmagnet sowie Lebensraum für unzählige Pflanzen und Tiere. In jüngster Zeit gewinnt er als Energiequelle an Bedeutung: Verschiedene Initiativen rund um den See wollen ihn für eine thermische Nutzung anzapfen. Das Amt für Umwelt des Kantons Thurgau ist bestrebt, den Schutz des Gewässers mit den vielfältigen Nutzungsinteressen in Einklang zu bringen. «Um die Lebensgrundlage See nachhaltig zu schützen, müssen wir seine Funktionsweise besser verstehen», betonte Martin Eugster, Chef des Amts für Umwelt (AfU), an der Sommermedienfahrt in Steckborn. Der Thurgau ist im Rahmen der Internationalen Gewässerschutzkommission für den Bodensee (IGKB) für die Beobachtung des Untersees zuständig. Seit über 50 Jahren werden in einer monatlichen Messreihe die chemischen Inhaltstoffe des Sees dokumentiert. So lässt sich beispielsweise nachzeichnen, dass der Phosphorgehalt nach einer Hochphase um 1975 wieder zurückgegangen ist und heute in einem natürlichen Bereich liegt. «Der See ist also – einfach gesagt – sauberer geworden», sagte Eugster.
Lebewesen im Wasser
Die Herausforderungen sind heute nicht weniger. Sie betreffen beispielsweise den Anstieg der Wassertemperatur und die Verschlechterung des Sauerstoffgehalts als Folge des Klimawandels. Weiterhin im Fokus stehen der Rückgang der Felchen sowie die exponentielle Ausbreitung der Quaggamuschel. Um diese Prozesse besser zu verstehen, habe die IGKB im Jahr 2023 ihr Untersuchungsprogramm angepasst, erläuterte Heinz Ehmann, Leiter der Abteilung Gewässerqualität und -nutzung. Nebst chemischen Messungen wurde den biologischen Untersuchungen mehr Gewicht eingeräumt. Diese umfassen heute unter anderem Wasserpflanzen (Makrophyten), Fische, Zoo- und Phytoplankton oder Neobiota. Hier kommt die neue Messboje ins Spiel, die das Amt für Umwelt im Mai zwischen Steckborn und Gaienhofen eingewassert hat. Sie schickt stündlich einen Sensor Richtung Seegrund, um verschiedene Parameter zu messen. «Mit der neuen Messboje erhoffen wir uns ein noch genaueres Bild davon, wie sich der See entwickelt», sagte Robert Holzschuh von der Fachstelle Hydrometrie. Die Boje übermittelt die Messdaten regelmässig an seine Fachstelle. Daten wie etwa die Wassertemperatur sollen der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Jedoch fehlt hierfür noch die Schnittstelle. «Die Daten werden aber bereits aufgezeichnet», versicherte Holzschuh.