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Kreuzlingen
05.09.2024
05.09.2024 23:45 Uhr

Die BVG-Reform betrifft auch das Kreuzlinger Gewerbe

FDP-Kantonsrat Thomas Leu sprach vor den Mitgliedern des Gewerbevereins Kreuzlingen über die Abstimmungsvorlage zur BVG-Reform. Bild: Manuela Olgiati
Rund 100 Mitglieder des Gewerbevereins Kreuzlingen informierten sich am Business-Lunch im Restaurant Fischerhaus zur BVG-Reform. Pro-Redner, Kantonsrat Thomas Leu stellte die Abstimmungsvorlage vor. Diskutiert beim Mittagessen wird auch das Contra.

Information von einem Politiker für eine eingespielte Organisation, dem Gewerbe Kreuzlingen. Gewerbler treffen sich regelmässig zu einem bestimmten Thema. Selten kam eine derart komplexe Vorlage vors Volk wie die BVG-Reform, über die am 22. September abgestimmt wird.

Am Gewerbeanlass, dem Business-Lunch vom Donnerstag, führte FDP-Kantonsrat und Rechtsanwalt Thomas Leu sozusagen als Appetitanreger in das Thema ein. Leu betonte: «Ich sage ein überzeugtes Ja.» Es gehe ihm jedoch nicht um Zahlen, obschon Argumente, die für die Vorlage sprechen, eine höhere Lebenserwartung ist. Fragen der Mitglieder des Gewerbes gab es nicht, doch anschliessend diskutierten die Gewerbler angeregt an den Tischen beim Mittagessen. 

 

 

 

  • Die Gewerbler nehmen am Business-Lunch teil und informieren sich zugleich über die Abstimmungsvorlage zur BVG-Reform. Bild: Manuela Olgiati
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  • Thomas Leu referiert vor den Gewerbemitgliedern. Bild: Manuela Olgiati
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  • Ein aufmerksames Publikum im Saal. Bild: Manuela Olgiati
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Worum es geht bei der BVG-Vorlage

Bundesrat und Parlament möchten die berufliche Vorsorge (2. Säule) der steigenden Lebenserwartung und den tieferen Renditeerwartungen der Pensionskassen anpassen. Deswegen soll der sogenannte Umwandlungssatz von 6,8 Prozent auf 6 Prozent gesenkt werden. Der Umwandlungssatz bestimmt, wie hoch die Rente ausfällt.

Weil dadurch die Renten sinken, sieht die Reform mehrere Ausgleichsmassnahmen vor. Durch die Flexibilisierung des Koordinationsabzuges wird ein grösserer Teil des Lohns versichert. Für eine Übergangs-Generation von 15 Jahrgängen gibt es zudem Zuschüsse. 

Ausserdem soll die Lohn-Eintrittsschwelle gesenkt werden, so können mehrere Zehntausend Personen mit tiefen Löhnen oder Teilzeitpensen, das sind mehrheitlich Frauen, erstmalig Pensionskassenkapital aufbauen.

Eine weitere Massnahme betrifft die sogenannten Altersgutschriften. Mit der Reform würden die Beitragssätze für ältere Arbeitnehmende gesenkt, um der Altersdiskriminierung auf dem Arbeitsmarkt entgegenzuwirken.

Für die BVG-Reform sind der Bundesrat und im Parlament die GLP, Mitte, FDP und SVP. Ausserdem der Arbeitgeberverband, der Gewerbeverband und Economiesuisse.

 

Gründe für Lohnunterschiede bei den Frauen ist Teilzeitarbeit

Ein Phänomen bezeichnete Leu die Teilzeitarbeit. Das Bedürfnis einer Anpassung der Renten sei deshalb angezeigt. Zum einen wird die Lohn-Eintrittsschwelle von 22’050 Franken auf 19’845 Franken herabgesetzt, zum anderen können mehrere Teilzeitlöhne zusammengezählt werden. Dies führt dazu, dass einige Menschen neu Kapital in der Pensionskasse ansparen können und im Alter eine bessere Rente haben.

Kompromiss der Vorsorge

Leu sprach von einem Kompromiss zur Stabilisierung der beruflichen Vorsorge. Ein weiteres Argument ist mehr Rente für Teilzeiterwerbstätige und Frauen. Gemäss Leu würden Rentenlücken für tiefe und mittlere Einkommen geschlossen. Auch die Chancen für ältere Arbeitnehmende sollen besser werden. Die «Übergeneration» über 50-jähriger Arbeitnehmenden soll einen Rentenzuschlag erhalten.

Die Reform wird breit von den politischen Parteien (SVP, FDP, Die Mitte, GLP, EVP), Wirtschaftsverbänden und Fachverbänden unterstützt.

Contra-Argumente

Die Nein-Kampagne wird vom Schweizerischen Gewerkschaftsbund koordiniert. SP, Grüne, Gastrosuisse, Travail.Suisse und weitere Verbände der Tieflohnbranche lehnen die Initiative ab. Von der Reform würden nur die Banken, Versicherungskonzerne und Pensionskassen profitieren, welche noch mehr Geld in der Kasse hätten, sagen diese Parteien und Verbände.

Die Gegner sprechen vom «BVG-Bschiss». Alle Generationen müssten mehr bezahlen für weniger Rente. Vor allem Personen mit tiefen Löhnen wären stark betroffen. Gerade Frauen würden nicht bessergestellt, denn es fehlten Lösungen für familienbedingte Erwerbsunterbrüche und Teilzeitarbeit. Viele Mehrfachbeschäftige wie etwa Tagesmütter oder Reinigungskräfte hätten weiterhin keine Pensionskasse.

 

Manuela Olgiati