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Kreuzlingen
02.10.2024
03.10.2024 07:23 Uhr

Von Cyberkriminellen, Online-Betrügern und den Grabenkämpfen um Microsoft

Die Teilnehmer an der Diskussion mit Daniel Bodenmann, Georg Schulthess, Moderator Robin Bernhardsgrütter und Otto Hostettler (v.l.n.r.). Bild: Manuela Olgiati
Der Expertenbericht zeigt: Im Darknet zerstören Hackerbanden ganze Systeme von Firmen und sie fordern Lösegelder. So werden «unsere» persönlichen Daten für alle im Internet sichtbar. Es braucht Information, um die Menschen zu sensibilisieren.

Das Thema Datensicherheit ist aktuell, wie nie zuvor. Allerdings, die Praxis zeigt es vor, gehen sogar Firmen, Verwaltungen und Organisationen damit oft unbesorgt um. Information hilft zur entsprechenden Vorsicht, auch um Massnahmen zu ergreifen. Manchmal genügen kleine Vorkehrungen. Vor allem aber geht es darum, zu sensibilisieren. So richtig teuer wird es erst nach einer Lösegeldforderung von Betrügern. Am Dienstag, 1. Oktober 2024 haben 35 Gäste aus Gewerbe, Wirtschaft und Politik am spannenden Vortrag «Wie skrupellose Hacker Firmen und Behörden bedrohen» mit dem Fachreferenten und Darknetspezialisten Otto Hostettler im Hafenrestaurant Alti Badi  in Kreuzlingen teilgenommen.

Auf Einladung von Kreuzlingen24 sprach Otto Hostettler über Cyberkriminelle und Online-Betrüger. Anschliessend moderierte Robin Bernhardsgrütter eine lebendige Diskussion mit dem Referenten sowie dem Kreuzlinger Gemeinderat und Unternehmer, Georg Schulthess und Daniel Bodenmann, Geschäftsführer die Mobiliar. «Achten Sie auf Ihre Passwörter», sagte Otto Hostettler, «Beobachter»-Redaktor und Dozent über seine Erkenntnisse. Diese Ermahnung erteilt er zum Schutz von heiklen Daten. Hacker greifen im Internet auf alles zu und überwinden Sicherheitslücken. Sie erpressen Firmen und fordern Lösegelder in hohen Summen. Alles bereits geschehen.

Kriminelle haben für jeden Wunsch ein illegales Angebot im Internet. Bild: Manuela Olgiati

Tägliche Suche nach Lecks mit Cybercrime-Ermittlern

Otto Hostettler hat über 30 Jahre Erfahrung im Journalismus und er arbeitet seit 2007 als Redaktor beim «Beobachter». Der 57-jährige Experte ist Mitbegründer des Schweizer Recherchenetzwerks investigativ.ch und auch Buchautor von «Underground Economy – Wie Cyberkriminelle Wirtschaft und Staaten bedrohen», das im Mai 2022 erschien. Hostettler sprach von seiner täglichen Suche nach Lecks mit Cybercrime-Ermittlern und zeigt, vor welchen oftmals existenziellen Problemen gehackte Unternehmen stehen und wie einfach Cyberkriminelle im Untergrund ihre illegalen Infrastrukturen und Businessmodelle am Laufen halten. «Die Entwicklung der Hackerszene ist ein Grund zur Sorge», betont Hostettler. Die Angriffe würden immer aggressiver, verwies er auf bekannte, betroffene Firmennamen. Erpresser verlangten immer höhere Summen und schrecken nicht davor zurück, Hardware und Produktionsprozesse von Unternehmen zu manipulieren, lahmzulegen oder gar zu zerstören. Hostettler ergänzt: «Oft wird nach Cyberangriffen «schöngeredet». Besondere Vorsicht braucht es bei Phishing-Mails. «Öffnen Sie auf keinen Fall einen Link», sagt er.

Datensicherheit im Fokus

Georg Schulthess machte im Kreuzlinger Gemeinde- und Stadtrat in einem politischen Vorstoss und gezielten Fragen die teils fehlende Kommunikation zur Datensicherheit der Stadt Kreuzlingen publik. Weltweit wurde im Jahr 2023 der Diebstahl des Master Signatur-Schlüssels bei Microsoft bekannt. Bereits 2021 empfahl Schulthess einen Wechsel von Office365 Cloudlizenzen zu lokal installierten freien Produkten. Schulthess sagte: «Weil solche sicherer sind.» 

Allerdings  scheint es schier unmöglich, Betriebssysteme vor Cyberattacken sicher zu schützen. Hinzu kommt, dass nicht einmal der Staat, der die Firmen direkt kontaktiert, vor Online-Betrügern warnen kann. Daniel Bodenmann erklärte, dass bei Versicherungen statistische Zahlen zwar detaillierte Auskunft über Schadensfälle geben, etwa beim Brandschutz. Zu Cyberangriffen und die entstehenden Schäden gebe es kaum greifbare und aktuelle Zahlen. Bodenmann erwähnte, dass ein Cyber-Sensibilisierungstraining und das Ausfüllen eines Fragebogens, wie es die Mobiliar tut, Firmen darin unterstützt, die eigene Situation im Betrieb oder Unternehmen zu überdenken und mögliche Schwachstellen zu optimieren. «Nur schon das hilft, die Menschen zu sensibilisieren.»

 

  • Austausch unter den Teilnehmerinnen und Teilnehmer findet statt. Bild: Manuela Olgiati
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  • Die Teilnehmer diskutieren. Bild: Manuela Olgiati
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Illegales rückt in den Fokus

Was Darknet bedeutet, hatte Hostettler zuvor erklärt. Ein Domain-Name ruft eine Seite mit einem Browser auf, der jegliche Informationen zum Standort verschleiert. Geöffnet wird ein anonymer Bereich. Im Darknet tummeln sich Hackerbanden durch kriminelle Laufbahnen. Die Daten, die im Internet sichtbar sind, reichen weit. Von persönlichen Kontoangaben, bis zu Krankenakten, wird alles sichtbar. Zahlreich sind Schweizer Spitäler und Hausarztpraxen von Hackerangriffen betroffen. Die Frage ist dann, was mit «unseren» Akten genau passiert. 

Hacker bewegen sich in einschlägigen Foren und kaufen Zugangsdaten zu ganzen Industrieanlagen. Deshalb ist Hostettlers Rat: «Überlegen Sie gut die Wahl Ihrer Passwörter.» Zudem lohnt es sich, die Daten auf Servern regelmässig zu sichern.

Redaktion K24/mo