Der Thurgau gilt gemeinhin als Apfelkanton – doch die Arbeitsrealität in Mostindien sieht schon lange anders aus. Bereits unsere Urgrosseltern waren mehrheitlich keine Bauern mehr, sondern arbeiteten in der Textilindustrie, im Maschinenbau oder in der Nahrungsmittelverarbeitung. Bis in die 1970er-Jahre verdiente die Hälfte der Thurgauerinnen und Thurgauer ihren Lebensunterhalt in der Industrie.
Digitaler Erinnerungsspeicher
Um die Erinnerungen dieser Menschen zu bewahren, lancierte das Historische Museum Thurgau 2014 das Oral-History-Projekt meineindustriegeschichte.ch. Die kurzen Filmausschnitte auf der Webseite lassen Erfolge, Hoffnungen und Ängste vergangener Zeiten lebendig werden. Zu Wort kommen verschiedene Zeitzeuginnen und Zeitzeugen, darunter etwa eine italienische Kettlerin, ein langjähriger Lastwagenfahrer einer Färberei, eine Directrice einer Trikotfabrik oder der Produktgestalter der legendären SIGG-Flaschen. So entstand über die Jahre ein vielschichtiges Kaleidoskop. Die Webseite wird laufend ergänzt. Im Jubiläumsjahr 2024 kamen neue Text- und Videobeiträge von Studierenden des Instituts für Angewandte Medienwissenschaft der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) hinzu.
Industriegeschichtliches Feuerwerk
Der Jubiläumsanlass hält eine abwechslungsreiche Reise durch 200 Jahre Thurgauer Industriegeschichte bereit: Die Referate von Dr. Claudia Aufdermauer und Adrian Knoepfli widmen sich den Eigenheiten und Gefahren des industriellen Arbeitens im Kanton, zwei Musikerinnen entführen in die Klangwelten der Industrie. Auch der visionäre Unternehmer Julius Maggi hat einen Auftritt und nimmt das Publikum mit auf eine kulinarische Exkursion.