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Schweiz
03.11.2024

Gewinnmitnahmen an der Börse

Der Ausgang der US-Präsidentschaftswahlen am 5. November ist ungewiss. An den Börsen wettet man laut Christopher Chandiramani auf Donald Trump. Bild: Linth24
Neunmonats-Abschlüsse für 2024 enttäuschten und senkten die Stimmung. Unsicherer US-Wahlausgang kommt hinzu. Erholung am Freitag. SMI-Wochenverlust knapp 2 Prozent: 11'967 Punkte.

In den USA kommen kurz vor der Präsidentschaftswahl negative Signale vom Arbeitsmarkt: Im Oktober kamen lediglich 12'000 neue Jobs hinzu. Das lag offenbar auch am Hurrikan «Milton» und dem Streik bei Boeing. Im September waren nach revidierten Daten noch 223'000 neue Stellen entstanden. Die Zunahme in der grössten Volkswirtschaft im August und September wurde zudem deutlich nach unten revidiert, um insgesamt 112'000 Stellen.

Die Konjunkturerholung in der Schweiz stottert. Das von der Konjunkturforschungsstelle KOF der ETH erhobene Barometer ist im Oktober um satte 5.0 Zähler auf 99.5 Punkte gefallen.

Auch der Schweizer Arbeitsmarkt kühlt sich deutlich ab. Die Vermittlung von Stellen ist im dritten Quartal 2024 deutlich zurückgegangen. Im Dauerstellen-Geschäft haben sich die Umsätze der Personaldienstleister von Juli bis September im Vergleich zu 2023 um knapp 26 Prozent reduziert. Damit ist das Minus nochmal grösser als im Vorquartal (-20.8 Prozent).

Die Inflation in Deutschland ist im Oktober überraschend gestiegen. Waren und Dienstleistungen verteuerten sich um durchschnittlich 2.0 Prozent im Vergleich zu 2023. Ökonomen hatten nur mit einer Teuerungsrate von nur 1.8 Prozent gerechnet. Im September war sie mit 1.6 Prozent noch auf den tiefsten Stand seit rund dreieinhalb Jahren gesunken. Auch in der gesamten Eurozone stieg im Oktober die Inflationsrate auf 2.0 Prozent.

Bezüglich Preise in der Schweiz: Im Gegensatz zur EU ist die Inflation auf tiefstem Stand seit Juni 2021, im Oktober bei 0.6 Prozent. Benzin, Diesel und Gemüse sind billiger geworden, Kleider und Schuhe teurer.

Die Stromversorgung für diesen Winter 2024-2025 dürfte gesichert sein. Die Behörden sind zuversichtlich, dass die Schweiz genügend Strom haben wird. Auch dank neuer «virtueller Reservekraftwerke» (Notstromaggregate von Firmen).

Unternehmensnachrichten

Die Schweizerische Nationalbank SNB erzielt einen Milliardengewinn. Die Schweizerische Nationalbank weist für die ersten drei Quartale 2024 einen Gewinn von 62.5 Mrd. Der Gewinn auf den Fremdwährungspositionen betrug 52.4 Mrd. Auf dem Goldbestand resultierte ein Bewertungsgewinn von 16.6 Mrd. Der Verlust auf Frankenpositionen belief sich auf 6.2 Mrd. Zwar ist das Jahr 2024 nicht zu Ende, aber Bund und Kantone sowie Aktionäre hoffen wiederum auf Ausschüttungen.

Die Schaffhauser Gesellschaft Georg Fischer baut um. Das Maschinenbaugeschäft wird verkauft und für die Leichtmetall-Division Casting werden Optionen geprüft. Zukünftig gilt der Fokus dem Geschäft mit Flüssigkeiten. Nach der Grossübernahme von Uponor im Jahr 2023 folgt nun eine weitere bedeutende strategische Veränderung. So wird die früher unter dem Namen Agie Charmilles bekannte Division verkauft. Käufer ist die United Grinding Group, die sich mehrheitlich im Besitz der Patinex AG von Rosmarie und Martin Ebner befindet.

Die Aargauer Zehnder Group stellt die Herstellung von Flachrohrheizkörpern in Gränichen ein und verlagert sie nach Frankreich. 50 Arbeitsplätze sind betroffen. Ein Kompetenzzentrum für Raumklimalösungen soll entstehen.

Die Grossbank UBS hat im dritten Quartal 2024 die Markterwartungen übertroffen. Der Gewinn lag in den Monaten Juli bis September bei USD 1.43 Mrd. Im Kerngeschäft in der globalen Vermögensverwaltung erhöhte die UBS Nettoneugelder um USD 24,7 Mrd. Bei der Migration der CS-Kunden auf die UBS-Plattformen hat UBS nun alle in Luxemburg und Hongkong verwalteten Kundenkonten übernommen.

Der Umsatz des Sanitärtechnikkonzerns Geberit erhöhte sich im Q1-Q3 2024 um 0.4 Prozent auf CHF 2.4 Mrd. Ohne Währungseffekte ergab sich ein Plus von 3.1 Prozent. Das Umfeld war vom Wiederaufbau der Lagerbestände beim Grosshandel sowie von neuen Produkten geprägt. Geberit verzeichnete im Neunmonatsvergleich beim Ebitda (Betriebsgewinn) gegenüber der Vorjahresperiode ein Plus von 0.7 Prozent auf CHF 754 Mio.

Swisscom hat von Januar bis Ende September 2024 einen Umsatz von CHF 8.17 Mrd. Fr. erwirtschaftet, 0.4 Prozent weniger als in der Vorjahresperiode. Im Schweizer Kerngeschäft fiel der Umsatz um 1.7 Prozent auf CHF 5.97 Mrd. Der Betriebsgewinn (Ebitda) sank 1.1 Prozent auf CHF 3.44 Mrd. Der Reingewinn fiel 2.1 Prozent auf CHF 1.28 Mrd.

Aussichten

Die US-Präsidentschaftswahlen stehen am 5. November unmittelbar bevor. Wenn es knapp wird, dürfte sich die Auszählung verzögern. Der Wahlausgang ist noch ungewiss. Der Einfluss der dominantesten Volkwirtschaft ist jedoch weltweit sehr bedeutend, auf Wirtschaft, Verschuldung, Umwelt, Migrationspolitik usw. Die Amerikaner entscheiden über Sozialstaat (Demokraten) oder ein wirtschaftsfreundliches Land (Republikaner). An den Aktienbörsen wettet man auf Donald Trump. Bei uns in Europa ist das Wirtschaftswachstum zurzeit bescheiden, vor allem wegen Deutschland und Frankreich mit hohen Defiziten und teilweise Rezession. Hoffnungen geben aber die erwarteten Zinssenkungen, der eigentliche «Sauerstoff» für die Aktien- und Kreditmärkte. Um eine übermässige Aufwertung des Frankens zu bekämpfen, steht die Nationalbank unter zunehmendem Druck.

Christopher Chandiramani, Börsenanalyst und freier Mitarbeiter Portal24