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Kreuzlingen
22.12.2024
22.12.2024 10:32 Uhr

Interview mit SP-Ortsparteipräsidentin Charis Kuntzemüller-Dimitrakoudis zur Wohnumfrage

Die Angst vor höheren Mietzinsen steht im Fokus aller Abklärungen. Bild: Pro Creators, Canva.com
Nach der Informationsveranstaltung vom 5. Dezember stellt die SP Kreuzlingen die fehlenden verbindlichen Massnahmen der Stadt fest. Diese soll sich stärker für bezahlbaren Wohnraum engagieren. SP-Ortsparteipräsidentin Charis Kuntzemüller-Dimitrakoudis spricht im Interview über Erwartungen und dem Dranbleiben, indem die Partei alle politischen Möglichkeiten einsetzen will.

Charis Kuntzemüller-Dimitrakoudis, die SP Kreuzlingen hat nach einer Umfrage viele Informationen aus der Bevölkerung erhalten. Drei Viertel aller Rückmeldungen fielen eher positiv aus. Mieter scheinen zufrieden. Welches ist aus Ihrer Sicht das dringendst zu lösende Problem an Wohnungen in Kreuzlingen?

Antwort CK: Ich möchte das gerne präzisieren. 49 Prozent der Teilnehmenden sind zufrieden und 25 Prozent sind ebenfalls zufrieden, haben jedoch Angst vor einer Mietzinserhöhung. Wenn Angst ein Begleiter ist, wird sich die Zufriedenheit wohl in Grenzen halten. Eines der drängendsten Probleme ist die mangelnde Verfügbarkeit von bezahlbarem Wohnraum. 73 Prozent der Befragten gaben an, dass es sehr schwierig sei, in Kreuzlingen eine bezahlbare Wohnung zu finden. Zudem gibt von den Befragten jeder Fünfte ein Drittel des Einkommens für die Miete aus und ein weiteres Fünftel sogar einen grösseren Anteil. Für diese Menschen sind die Mieten an der oberen Belastungsgrenze oder darüber. Weiter gaben 85 Prozent der Teilnehmenden an, dass sich die Stadt Kreuzlingen stärker für bezahlbaren Wohnraum engagieren soll. Dies zeigt, dass wir dringend Massnahmen zur Förderung von bezahlbarem Wohnraum benötigen.

Die Ansprüche der Mieter haben sich verändert. Welche Schlüsse zieht die SP aus den gewonnenen Erfahrungen?

Antwort CK: Unsere Umfrage zeigt, dass die Mietenden zu Recht auf Qualität und Fairness Wert legen. Häufig genannte Probleme waren beispielsweise Schimmel, Lärmbelastung und mangelnde Instandhaltung. Ausserdem wünschen sich viele mehr Transparenz seitens der Vermietenden und Schutz vor Mietzinserhöhungen. Wenn bezahlbarer Wohnraum knapp ist, dann gibt es ein ungleiches Machtverhältnis zwischen Mietenden und Vermietenden. Die Mietenden wehren sich dann vielleicht lieber mal nicht und nehmen Mängel zähneknirschend in Kauf.

Die Stadt Kreuzlingen wird zur Verantwortung gezogen mit einer aktualisierten Wohnraumanalyse. Was bringts?

Antwort CK: Eine aktualisierte Wohnraumanalyse wäre ein wichtiger Schritt, um die Situation detaillierter zu erfassen. Für uns bedeutet das, dass die Stadt danach gezielt Massnahmen ergreifen kann, etwa durch die Förderung von Genossenschaftswohnungen, Mieterschutzmassnahmen und sozialen Wohnungsbau. Eine präzise Analyse könnte auch aufzeigen, wo genau zusätzliche Wohnbauprojekte notwendig sind und welche Zielgruppen sie ansprechen sollten. Daher warten wir die Analyse gespannt ab.

 

«Wir wünschen uns vom Stadtrat, dass er verbindlich aufzeigt, wie er das gesetzte Ziel umsetzt, bezahlbaren Wohnraum in Kreuzlingen zu fördern»
Charis Kuntzemüller-Dimitrakoudis, Präsidentin SP Kreuzlingen

Und das weitere Vorgehen?

Antwort CK: Im Januar werden wir uns mit der Antwort auf unsere Interpellation im Gemeinderat auseinandersetzen und später natürlich die Ergebnisse der Wohnraumanalyse sorgfältig prüfen. Die Ergebnisse unserer Umfrage haben uns darin bestärkt, dass wir dranbleiben müssen. In den nächsten Jahren müssen die Weichen richtig gestellt werden, wenn wir die soziale Verdrängung bremsen wollen. Es geht um was, und wir werden unsere politischen Möglichkeiten einsetzen. Das sind wir allein schon den 85 Prozent der Befragten schuldig, die der Meinung sind, dass sich die Stadt stärker für bezahlbaren Wohnraum engagieren sollte.

Welche Wünsche sind offen?

Antwort CK: Wir wünschen uns vom Stadtrat, dass er verbindlich aufzeigt, wie er das gesetzte Ziel umsetzt, bezahlbaren Wohnraum in Kreuzlingen zu fördern. Es gibt Absichtserklärungen, aber uns fehlen klare Aussagen, zum Beispiel, was die Stadt in den nächsten Jahren mit den eigenen Liegenschaften vorhat. Die Ergebnisse der Wohnraumanalyse sind für Herbst nächsten Jahres versprochen. Die Analyse muss berücksichtigt werden, wenn es um die Zukunft der städtischen Liegenschaften geht. Wir sind der klaren Überzeugung, dass diese im Besitz der Stadt bleiben sollen und dem bezahlbaren Wohnraum zur Verfügung gestellt werden müssen – und nicht an den Meistbietenden verscherbelt werden dürfen. Wohnen in Kreuzlingen soll nicht (noch mehr) zum Luxusgut werden. Wir wünschen uns eine Stadt, die auf soziale Durchmischung setzt und allen Generationen sowie Einkommensgruppen eine faire Chance auf gutes Wohnen bietet. Es gibt noch viel Potenzial nach oben.

Manuela Olgiati