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Kreuzlingen
11.02.2025
11.02.2025 11:08 Uhr

Zuhören und Prioritäten setzen

Jost Rüegg, Kantonsrat der Grünen Thurgau im Dreispitzpark, im Hintergrund der Festwiese ragt der Kirchturm der Katholischen Kirche Kreuzlingen Basilika in den Himmel empor. Bild: Manuela Olgiati
«Der Entscheid des Stadtrates für ein Postprovisorium auf der Festwiese ist in jedem Falle politisch unklug und verstärkt das Misstrauen gegenüber der Exekutive», sagt Jost Rüegg, Kantonsrat der Grünen. Es gibt andere Pläne.

Die Post und die Stadt Kreuzlingen haben über den Baustart der Überbauung Linde sowie ein Provisorium auf der Festwiese beim Bärenplatz informiert. Auf Anfrage erklärt Jost Rüegg, Kantonsrat der Grünen und Mitglied des Initiativkomitees der Beschwerdeführer über Sinn und Zweck der Freihaltung der Festwiese. Jost Rüegg weiss, dass zuvor der Baustart der Postüberbauung Linde an der Nationalrasse durch Einsprachen verzögert wurde. Damit hatte das Initiativkomitee nichts zu tun.

Das Postprovisorium auf der Festwiese beim Bärenplatz sei eine unglückliche Lösung, es hätte andere Standorte gegeben, sagt Jost Rüegg. Schliesslich gehe eine lange Geschichte voraus, aus der im Jahre 2007 als Siegerprojekt eines Architekten ein Park über und eine Tiefgarage unter der Festwiese hervorging.

Nach Jost Rüegg sollte der Stadtrat endlich dieses Siegerprojekt umsetzen. Somit reichte das Initiativkomitee mit ehemaligen Gemeinderäten für die Freihaltung der Festwiese auf dem Bärenplatz im Jahr 2023 beim Kanton Thurgau eine Aufsichtsbeschwerde gegen den Stadtrat Kreuzlingen ein. Dieses sah durch die neuen Pläne für eine temporäre Poststelle den Volkswillen verletzt. Die Stadt hielt mit Gegenargumenten an.

«Der Entscheid des Stadtrates ist politisch unklug. »
Jost Rüegg, Kantonsrat Grüne Thurgau.
Das Siegerprojekt der Festwiese mit dem Namen «DIALOGOS» aus dem Jahre 2007 von Architekt Paolo Bürgi. Bild: pd

Angebot der Stadt Kreuzlingen

Die Vorgeschichte dazu kursierte mit medialen Informationen, dass die Post grosse Baupläne für ihren heutigen Hauptstandort beim Stadtbahnhof hat. Während sie dort in naher Zukunft für nun rund 33 Millionen Franken eine Überbauung realisieren will, müssen die Postschalter an einem anderen Ort untergebracht werden. Die Stadt bot dem externen Postunternehmen die Festwiese als zentralen Standort für bis zu drei Jahre befristet das Provisorium auf der Festwiese an. Mit dem Initiativkomitee hat der Stadtrat darüber nie gesprochen, sagt Jost Rüegg weiter. Es regte sich gemäss Initiativkomitee Widerstand gegen das Provisorium auf der Festwiese, weil die Kreuzlinger Stimmberechtigten im März 2021 der Volksinitiative zur «Freihaltung der Festwiese beim Bärenplatz» zustimmten. Diese verlangte, dass die Festwiese freigehalten und Neubauten für die Stadtverwaltung an einem anderen Ort realisiert werden sollen.

Wunsch Tiefgarage und Park anstelle des wüsten Parkplatzes

Kantonsrat Jost Rüegg trat dann mit kritischen Fragen auf. Auch heute sagt er zur Festwiese: Es gebe eine juristische und eine politische Beurteilung. Die Politische sei wichtiger. Er, wie übrigens auch der Stadtrat gehen davon aus, dass es eine sinnvoll nachhaltige Nutzung für die Festwiese bereits gebe. Seit Jahren steht ein «Siegerprojekt» mit dem Namen «DIALOGOS» bereit, erstellt im Jahr 2007.» Dieses verwalte die Stadt in ihren Schubladen, so Jost Rüegg weiter. Die Pläne hat der Tessiner Architekt Paolo Bürgi erarbeitet. Dieses Siegerprojekt habe der Stadtrat dem Stimmvolk jedoch nie zur Abstimmung vorgelegt. Jost Rüegg sagt: «Im Gegensatz zum Stadtrat bin ich nach wie vor mit dem Architekten in Kontakt.» Es enthalte als Projekt genau das, was das Initiativkomitee und seit Annahme der Volksinitiative am 7. März 2021 auch die Stimmbevölkerung von Kreuzlingen wollen, nämlich eine Tiefgarage unter dem Bärenplatz und einen Park auf der Festwiese. «Das alles anstelle des unschönen Parkplatzes.» Und sollte ein entsprechendes Bauprojekt ausgearbeitet werden, so Rüegg, könnte man auch gleich noch je eine Fussgängerunterführung in das Sport- und Kulturzentrum Dreispitz sowie zum neuen Familienbad Egelsee realisieren.

Beschwerde blieb auf höchster Instanz unbeantwortet

Die Bewilligung für ein Postprovisorium auf der Festwiese «ist in jedem Falle» eine Missachtung des Volkswillens, wie es der Titel in der Volksinitiative verlangte. Diese lautete: «Volksinitiative zur Freihaltung der Festwiese beim Bärenplatz». Weil das Verwaltungsgericht und der Regierungsrat allerdings auf Beschwerde, wie Aufsichtsbeschwerde nie eingetreten sind, so Jost Rüegg, bleibt diese Frage bis heute unbeantwortet.

Manuela Olgiati