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Salenstein
21.07.2025

Sanierung und archäologische Ausgrabung der Sandegg

Fundamentecke des Turmes in der Mitte des oberen Plateaus. Bild: Kanton Thurgau
Die Aussichtsterrasse und der Park auf der Sandegg werden von der Gemeinde Salenstein in Zusammenarbeit mit dem Amt für Archäologie Thurgau saniert und künftig wieder öffentlich zugänglich gemacht. Im Vorfeld der Sanierung nutzte das Amt die Gelegenheit, mögliche Reste älterer Bausubstanz zu untersuchen. Heute informierten die Projektverantwortlichen über die bisherigen archäologischen Erkenntnisse und die geplante Sanierung.

Von der Sandegg in Salenstein eröffnet sich ein spektakulärer Ausblick über die Unterseeregion. Und der Ort hat eine bewegte Geschichte, die bedeutende archäologische Spuren hinterlassen hat. Das Plateau wurde über Jahrhunderte hinweg immer wieder genutzt und bebaut – phasenweise jedoch auch dem Zerfall überlassen. In den letzten Jahren geriet die Anlage jedoch zunehmend in einen kritischen Zustand: Teile der Aussichtsterrasse stürzten ein, der Zugang musste aus Sicherheitsgründen gesperrt werden.

Von der Burg zur Aussichtsterrasse

Die Sandegg soll gemäss der Chronik von Gallus Oeheim (1461-1511) bereits im 8. Jahrhundert durch einen Alemannen namens Sintlatz bewohnt gewesen sein. Urkunden aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts nennen die Sandegg als Besitz des Klosters Reichenau. Die Burg wechselte im Laufe des 13. und 14. Jahrhunderts mehrfach die Eigentümer, wurde verpfändet und scheint zu Beginn des 16. Jahrhunderts weitgehend verfallen gewesen zu sein. Um 1540 wurde sie als «höchst baufällig und ohne Wert» beschrieben.

Auch im 17. und 18. Jahrhundert blieb die Sandegg im Wandel: Zwischen dem 17. und 19. Jahrhundert wurde sie mehrfach umgebaut, rückgebaut und renoviert. 1814 wurde der Turm abgetragen, das Hauptgebäude saniert und fortan als Schloss Sandegg bezeichnet. 1817 ging es in den Besitz der Gesellschaftsdame Louise Cochelet über, später übernahm es der Pariser Bankier Konrad Hottinger – bis es 1833 bei Renovierungsarbeiten niederbrannte. Die letzten Reste wurden zehn Jahre später abgetragen und auf dem alten Kellergewölbe eine Aussichtsplattform errichtet. Ende des 19. Jahrhunderts folgte die erste Gartengestaltung, die um 1920 ihre heutige Form erhielt.

«Diese vielschichtige Geschichte zeigt sich eindrücklich in der Bausubstanz und im Gelände», sagt Simone Benguerel, vom Amt für Archäologie des Kantons Thurgau. «Kaum ein Abschnitt blieb dauerhaft unverändert.» In den letzten Jahrzehnten jedoch verfiel die Anlage zusehends – 2004 stürzte die Nordwestecke der Terrasse ein, woraufhin das Areal aus Sicherheitsgründen geschlossen wurde.

  • Informierten, v.l. Angelika Signer und Judith Kirchhofer vom Amt für Archäologie; Bruno Lorenzato, Gemeindepräsident von Salenstein; Simone Benguerel Projektverantwortliche vom Amt für Archäologie. Bild: Kanton Thurgau
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  • Hirsch und Brunnen nach der Entfernung der Vegetation. Bild: Kanton Thurgau
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Archäologische Arbeiten

Neben schriftlichen Quellen liefern ab dem 17. Jahrhundert auch bildliche Darstellungen Hinweise zur Entwicklung der Anlage auf der Sandegg. Ziel der aktuell durchgeführten archäologischen Arbeiten ist es, die Gebäude und Strukturen, die in den historischen Quellen erwähnt bzw. abgebildet sind, zu verifizieren – insbesondere Turm, Palas sowie Kapelle und Torsituation der ehemaligen Burg.

In der Mitte des oberen Plateaus wurde der Eckverband des Turms angetroffen. Die erhaltenen Reste weisen ein Gebäude von mindestens 13 x 6,5 m aus. Die Mauern wurden im Süden und Westen aber jeweils abgetragen, weshalb die ursprüngliche Gebäudegrösse nicht bekannt ist. «Bemerkenswert ist die Konstruktion gegen Norden: Da der geologische Untergrund dort abfällt, wurde das Turmfundament gestuft gegen das Erdreich gesetzt», so Benguerel. Vom Palas, der gemäss den bildlichen Quellen westlich des Turms stand, wurden bisher keine Fundamentmauern entdeckt.

Im Rahmen der Gartengestaltung wurde im Eingangsbereich ein Rondell aus Sandsteinen erbaut. Darunter entdeckte man bei den archäologischen Arbeiten ältere Mauern. «Diese dürften zu Vorgängern der heutigen Umfassungsmauer oder zu schlosszeitlichen Anlagenteilen gehören», sagt Bneguerel. Auf einem Plan zu Beginn des 19. Jahrhunderts ist an dieser Stelle ein Treppenabgang eingezeichnet, der als Interpretation in Frage kommt.

Nur wenige Jahrzehnte nach dem Brand des Schlosses 1833 wurde das gesamte Plateau eingeebnet, und alle bis dahin noch bestehende Bauten abgerissen. Die Fläche wurde zu einem Garten umgestaltet. Auf der Geländekuppe – über den Kellern des Schlosses – wurde eine Aussichtsterrasse erbaut. Im Zuge dieser sowie der zweiten Gartenanlage um 1920 entstanden grossflächige Planierschichten, die ältere Befunde überdecken.

Die Sanierungsarbeiten

Seit diesem Jahr ist die Sandegg in Besitz der Gemeinde Salenstein. Gemeinsam mit dem Amt für Archäologie wurde ein Sanierungsprojekt erarbeitet, das in mehreren Etappen umgesetzt wird. In diesem Jahr gilt der Fokus der Bauarbeiten der Sicherung und Wiederinstandstellung der Aussichtsterrasse. Im kommenden Jahr folgen die Restaurierung der Umfassungsmauern sowie die Wiederherstellung der historischen Gartengestaltung. «Die feierliche Wiedereröffnung der Sandegg ist für den Spätsommer oder Frühherbst 2026 geplant – ab dann soll die Anlage wieder öffentlich zugänglich sein», sagt Bruno Lorenzato, Gemeindepräsident von Salenstein. «Uns ist es wichtig, die Geschichte des Ortes sichtbar und erlebbar zu machen.»

 

 

Redaktion K24