Von der Sandegg in Salenstein eröffnet sich ein spektakulärer Ausblick über die Unterseeregion. Und der Ort hat eine bewegte Geschichte, die bedeutende archäologische Spuren hinterlassen hat. Das Plateau wurde über Jahrhunderte hinweg immer wieder genutzt und bebaut – phasenweise jedoch auch dem Zerfall überlassen. In den letzten Jahren geriet die Anlage jedoch zunehmend in einen kritischen Zustand: Teile der Aussichtsterrasse stürzten ein, der Zugang musste aus Sicherheitsgründen gesperrt werden.
Von der Burg zur Aussichtsterrasse
Die Sandegg soll gemäss der Chronik von Gallus Oeheim (1461-1511) bereits im 8. Jahrhundert durch einen Alemannen namens Sintlatz bewohnt gewesen sein. Urkunden aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts nennen die Sandegg als Besitz des Klosters Reichenau. Die Burg wechselte im Laufe des 13. und 14. Jahrhunderts mehrfach die Eigentümer, wurde verpfändet und scheint zu Beginn des 16. Jahrhunderts weitgehend verfallen gewesen zu sein. Um 1540 wurde sie als «höchst baufällig und ohne Wert» beschrieben.
Auch im 17. und 18. Jahrhundert blieb die Sandegg im Wandel: Zwischen dem 17. und 19. Jahrhundert wurde sie mehrfach umgebaut, rückgebaut und renoviert. 1814 wurde der Turm abgetragen, das Hauptgebäude saniert und fortan als Schloss Sandegg bezeichnet. 1817 ging es in den Besitz der Gesellschaftsdame Louise Cochelet über, später übernahm es der Pariser Bankier Konrad Hottinger – bis es 1833 bei Renovierungsarbeiten niederbrannte. Die letzten Reste wurden zehn Jahre später abgetragen und auf dem alten Kellergewölbe eine Aussichtsplattform errichtet. Ende des 19. Jahrhunderts folgte die erste Gartengestaltung, die um 1920 ihre heutige Form erhielt.
«Diese vielschichtige Geschichte zeigt sich eindrücklich in der Bausubstanz und im Gelände», sagt Simone Benguerel, vom Amt für Archäologie des Kantons Thurgau. «Kaum ein Abschnitt blieb dauerhaft unverändert.» In den letzten Jahrzehnten jedoch verfiel die Anlage zusehends – 2004 stürzte die Nordwestecke der Terrasse ein, woraufhin das Areal aus Sicherheitsgründen geschlossen wurde.