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Schweiz
01.08.2025

Börse: Warten auf US-Zollsatz

Christopher Chandiramani zu den Börsen-Aussichten: «Auch in den kommenden Monaten wird die US-Aussenpolitik viel zu reden geben.» Bild: Linth24
Unsicherheit beim Warten auf US-Zollbrief; bis Redaktionsschluss Schweiz-Zölle ab 1. August unklar. Berichtssaison beeinflusste. SMI in Kurzwoche minus 1.0 Prozent: 11'836 Punkte.

Update zu den Zollsätzen

Mehrere Stunden nach Redaktionsschluss für den Text dieser Kolumne wurde der neue Zollsatz für die Schweiz bekannt: 39 Prozent ab 1. August 2025.

Die EU und die USA haben sich auf ein Handelsabkommen geeinigt, das einen Basiszoll von 15 Prozent vorsieht. Diese Einigung führt zu Unzufriedenheit in der EU, da viele diese Zölle als zu hoch und schädlich für die Wirtschaft ansehen. Andere Länder zahlen viel mehr: Brasilien 50 Prozent, Japan und Indien je 25 Prozent. Durch die Vereinbarungen ist die USA ihrem umstrittenen Ziel näher gerückt, rund USD 700 Mrd. zusätzlich einzunehmen.

Die US-Notenbank Fed belässt den Leitzins unverändert auf dem aktuellen Stand. Damit befindet er sich in der Spanne von 4.25 bis 4.5 Prozent. Damit geht der Streit zwischen der Regierung und der Notenbank weiter. Präsident Trump will tiefere Zinsen. In der Berichtswoche hat sich der USD leicht erholt, gegenüber dem Schweizerfranken wieder über 0.80. Hingegen tendierte der EUR etwas schwächer.

Die Schweizerische Nationalbank weist für das erste Halbjahr 2025 einen Verlust von CHF 15.3 Mrd. Franken aus. Der Verlust auf den Fremdwährungspositionen, insbesondere dem Dollar, betrug CHF 22.7 Mrd.

Die Schweizer Börsenbetreiberin SIX kämpft mit millionenschwerer Altlast in Frankreich. Die 10.5-Prozent-Beteiligung am Zahlungsdienstleister Worldline reisst ein Loch in die Finanzen der SIX. Wegen des Rückgangs des Worldline-Aktienkurses musste die SIX jedoch ihre 10.5-Prozent-Beteiligung um CHF 69.3 Mio. teilweise abschreiben. In der Folge brach der EBIT um 47 Prozent auf CHF 81.5 Mio. ein. Unter dem Strich blieb noch ein Konzerngewinn von 42.2 Mio., minus 64 Prozent.

Der Bahnbauer Stadler Rail liefert über 130 Stadtbahnen nach Köln. Diese Kölner Verkehrs-Betriebe investieren EUR 2.4 Mrd. in die eigene Modernisierung – und setzen dabei auch auf den Schweizer Hersteller.

Unternehmensnachrichten

Der Verpackungsmaschinen-Hersteller SIG meldet für das erste Halbjahr einen Umsatz von EUR 1'579 Mio. Der operative Gewinn liegt mit EUR 370 Mio. leicht unter der Konsensschätzung (von EUR 375.3 Mio.). Unter dem Strich ist mit EUR 136.1 Mio. jedoch mehr geblieben als erwartet (125 Mio.). Für das Gesamtjahr erwartet SIG Ergebnisse in der unteren Hälfte der zuvor genannten Wachstumsspanne von 3-5 Prozent für den Umsatz und für die Ebitda-Marge von 24.5 bis 25.5 Prozent.

Der Bauzulieferer Forbo (Bodenbeläge) muss einen Umsatzrückgang von 4.1 Prozent im ersten Halbjahr verbuchen. Währungsbereinigt sank der Umsatz um 1.5 Prozent. Der Ebit ist um 31 Prozent eingebrochen. Die Kunden halten sich mit ihren Investitionen zurück. Hinzu kommen negative Währungseinflüsse, geringere Kapazitätsauslastungen und steigende Personalkosten. Es wird ein deutlicher Gewinnrückgang für das Gesamtjahr 2025 erwartet.

Die Grossbank UBS hat im Q2/2025 einen Gewinn von USD 2.4 Mrd. erzielt, das ist doppelt so viel wie im Vorjahreszeitraum. Um verschiedene Sondereffekte bereinigt, steht ein Plus von 2.68 Mrd. (+30 Prozent). Damit hat UBS die Analystenerwartungen übertroffen. Die verwalteten Vermögen stiegen auf USD  6‘618 Mrd. (+7.8 Prozent gegenüber dem ersten Quartal). Mit der Integration von Credit Suisse sei die Bank «weiter auf Kurs». Offen bleiben noch die Ansprüche von Kunden und Aktionären der früheren CS und die Eigenkapitalunterlegung. 

Der Hersteller von Computerperipherie Logitech hat ein Umsatz- und Gewinnwachstum für das vergangene Quartal verkündet. Der Umsatz ist gegenüber Vorjahr um 5 Prozent höher, der bereinigte Ebit stieg 11 Prozent, der Reingewinn um 7.8 Prozent. Insbesondere die Region Asien-Pazifik sorgte für Wachstum. Um US-Zölle zu umgehen, wird die Produktion zunehmend aus China in die USA verlagert. Für das zweite Quartal wird ein Umsatzwachstum von 3 bis 7 Prozent erwartet.

Der Baustoffkonzern Holcim hat von Januar bis Ende Juni 2025 einen Umsatz von CHF 7'871 Mio. und einen operativen Gewinn (Ebit) von CHF 1'440 Mio. erzielt. Der Umsatz liegt leicht unter der Konsensschätzung, der Ebit höher.

Aussichten

Auch in den kommenden Monaten wird die US-Aussenpolitik viel zu reden geben, nicht nur wegen ökonomischen Folgen für die Weltwirtschaft. Trumps Zoll-Deals stehen auf wackligen rechtlichen Füssen. Rechtsgrundlage ist altes Notrecht. Unsicher ist, ob der Präsident dies anwenden darf oder nur der Kongress. Basis wären der International Emergency Economic Powers Act (IEEPA) von 1977. Dieser kann dem Präsidenten besondere Rechte geben, um auf «einen nationalen Notstand» zu reagieren, wurde aber noch nie angewendet. Das Thema wird nun die Gerichte beschäftigen. Trump würde jede Niederlage an das Oberste Gericht (Supreme Court) weiterziehen.

Budgetdebatte und Verschuldung in Deutschland sind kompliziert und vielschichtig. Einerseits wird verstärkte militärische Verteidigungsfähigkeit gefordert, andererseits verlangen Umweltschützer konsequente Klimamassnahmen. Die steigenden Militärausgaben werfen Fragen auf nach der Finanzierung von Klimaschutzprojekten und der Vereinbarkeit von Aufrüstung mit den Klimazielen. Die Kombination ist mit hohen Kosten verbunden. Die genannten EUR 800 Mrd. beziehen sich jedoch nicht nur auf Deutschland, sondern auf die gesamte EU.

Christopher Chandiramani, Börsenanalyst Portal24