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Kreuzlingen
22.09.2025
22.09.2025 15:47 Uhr

Digitales Geld zwischen Hype und Alltag

Digitales Geld zwischen Hype und Alltag. (Symbolbild) Bild: Goldkueste24
Bitcoin ist ein technisches Experiment, welches das Finanzsystem herausfordert. Wer einsteigen will, sollte sich mit der Technik befassen, kleine Beträge zum Test nutzen und nur investieren, was er oder sie bereit ist zu verlieren. Nenad Krstevski aus Kreuzlingen weiss einiges über Bitcoin.

In den 1980er- und vor allem frühen 1990er-Jahren war die Sozialistische Föderative Republik Jugoslawien (SFRJ), beziehungsweise später die Bundesrepublik Jugoslawien (Serbien und Montenegro) von einer extremen Hyperinflation betroffen. Bürger haben ihr Vertrauen in Staat und Währung verloren. Nenad Krstevskis Eltern wanderten in den 1980er Jahren aus. Die Familie wurde in Kreuzlingen heimisch. Nenad Krstevski ist in Kreuzlingen aufgewachsen, verheiratet und Vater von drei Kindern. Der 35-jährige gelernte Elektriker und heute Ingenieur arbeitet für ein internationales Unternehmen in ganz Europa.

Mit Blockchain und Bitcoin-Themen befasst er sich privat seit einigen Jahren. Nenad Krstevski sagt: «Ich war an einem Familienanlass, welchen mich zum Nachdenken über mein Leben inspiriert hat.» Bei Währungen zieht er Vergleiche aus Ex-Jugoslawien zu heute. Die Menschen fanden Wege und Möglichkeiten, die grosse Krise zu bewältigen. Die Bevölkerung machte die Flucht nach vorn in damals stabile Währungen, wie den Schweizer Franken und die damalige Deutsche Mark, sowie Sachwerte und Gold.

Nenad Krstevski weiss, dass Bitcoin nach der Finanzkrise 2008 geschaffen wurde – als direkte Antwort auf Bankenrettungen und eine drohende Geldentwertung. Die Hyperinflation zeigte, was passiert, wenn die Geldmenge unbegrenzt wächst, der Wert des Geldes kollabiert. Bitcoin steht für das Gegenteil mit einer fixen Geldmenge, keiner Inflation durch Politik, aber auch keine Flexibilität bei Krisen.

 

«Das Interesse an Bitcoin ist da.»
Nenad Krstevski

Bitcoin Bodensee war der Hauptsponsor. Besucher konnten erstmals am Fantastical mit der Kryptowährung Bitcoin bezahlen. Am Fantastical Seenachtfest im August in Kreuzlingen beantwortete Nenad Krstevski zusammen mit einem Team von Freiwilligen viel Fragen der Festbesucher. 

Bitcoin als digitale Währung, ging im Jahr 2009 in einem online Netzwerk an den Start. Ursprung und Idee entstand bereits ein Jahr zuvor. Eine bis heute anonyme Person oder Gruppe veröffentlichte unter dem Pseudonym Satoshi Nakamoto ein Konzept für digitales Geld, das ohne Banken auskommt. Ziel war es, Zahlungen direkt von Mensch zu Mensch zu ermöglichen – dezentral und unabhängig von Staaten und Drittparteien. Anders als der Schweizer Franken oder Euro wird Bitcoin nicht von einer Zentralbank herausgegeben. Stattdessen betreibt ein weltweites Computernetzwerk ein offenes Kassenbuch, die sogenannte Blockchain. Jede Überweisung wird dort dauerhaft und für alle sichtbar gespeichert. Fälschungen sind praktisch ausgeschlossen.

Vertrauen in Technologie

Bitcoins schätzen viele als „digitales Gold“. Die Menge ist auf 21 Millionen Stück begrenzt, was vor Inflation schützen soll. Ausserdem lassen sich Zahlungen weltweit und oft günstiger als bei Banken versenden. Doch es gibt Stolperfallen: Bitcoin beruht auf Vertrauen in Technologie und Codes. Bitcoin unterliegt starken Kursschwankungen und keiner staatlichen Einlagensicherung. Ein Jahr mit grossen Verlusten, wie etwa im Jahr 2022 kann die über Jahre erzielten Gewinne stark relativieren. Geht eine Handelsplattform pleite oder fällt man auf Betrüger herein, gibt es keine Hilfe.

Nenad Krstevski schwört auf seriöse Schweizer Unternehmen, geht es um den Kauf von Bitcoin. Er spricht auch von Edelmetall. Gold biete mehr Stabilität, weniger dramatische Rückschläge, aber auch kein explosionsartiges Wachstum. Es schütze besser in Zeiten hoher Unsicherheit und stehe historisch als Wertaufbewahrungsmittel. Krstevski sagt: «Bitcoin ist auf einem Weg, das digitale Pendant dazu zu werden.» Sozusagen als nächste Evolutionsstufe des Geldes in einer modernen Welt. Für Einsteiger gilt: Nur so viel investieren, wie man notfalls verlieren kann – und zuerst die Grundlagen verstehen.

Redaktion24/mo