Home Region Sport Schweiz/Ausland Magazin Agenda
Kanton
22.06.2021

Kirche und Staat treffen sich zum Austausch

Treffen des Domkapitels des Bistums Basel mit der Thurgauer Regierung (v.l.n.r.): Regierungsrat Urs Martin, Regierungsrätin Carmen Haag (vorne), Regierungsrätin Cornelia Komposch, Dompropst Arno Stadelmann, Bischof Felix Gmür, Domherr und Kirchenrat Theo Scherrer, Regierungspräsidentin Monika Knill, Kirchenratspräsident Cyrill Bischof, Regierungsrat Walter Schönholzer, Synodenpräsident Dominik Diezi und Staatsschreiber Paul Roth. Bild: Kanton Thurgau
Am Dienstag, 22. Juni 2021, tauschten sich der Regierungsrat des Kantons Thurgau und das Domkapitel des Bistums Basel über ihre Zusammenarbeit aus. Regierungspräsidentin Monika Knill drückte den Kirchen ihre Wertschätzung für ihre Dienste an der Gesellschaft aus, gerade jetzt während der Coronakrise. Das Treffen findet etwa alle neun Jahre statt, dieses Mal auf dem Arenenberg.

«Ich freue mich, das Domkapitel des Bistums Basel im östlichen Zipfel des Bistums im Thurgau empfangen zu dürfen», begrüsste Regierungspräsidentin Monika Knill die rund 20-köpfige Delegation des Bistums. Die Chefin des Departementes für Erziehung und Kultur dankte den Landeskirchen für ihren Beitrag zur Bewältigung der Pandemie. Gerade in Krisensituationen werde der Stellenwert der Kirche noch sichtbarer, etwa bei der Betreuung von körperlich oder psychisch angeschlagenen Menschen, von Altersheimbewohnern oder bei Todesfällen. Neben diesen klassischen Aufgaben sei die Kirche auch gefordert gewesen, neue digitale Formate zu finden, insbesondere auch um die jüngeren Generationen zu erreichen, analysierte Monika Knill, die auch die gute Zusammenarbeit zwischen Staat und Kirche im Thurgau mit geklärte Rollen und Verantwortlichkeiten lobte.

Auch die Landwirtschaft sei auf dem Weg zur Digitalisierung, sagte Regierungsrat Walter Schönholzer. Im Bildungs- und Beratungszentrum Arenenberg, das ihm als Chef des Departementes für Inneres und Volkswirtschaft wie auch das Napoleonmuseum untersteht, wird am «Digital Farming» geforscht, ebenso insbesondere auf der Swiss Future Farm (SFF) in Tänikon. Das «Digital Farming» biete ein grosses Potenzial für eine nachhaltige Landwirtschaft, betonte Walter Schönholzer in seinem Überblick für die Mitglieder des Domkapitels. Im Übrigen habe auch das Schlossgut Bezüge zur Kirche: Lange Zeit gehörte es den Domherren und Klerikern des Bistums Konstanz.

Wichtig für den Kitt in der Gesellschaft

Diese frühere Bedeutung der Religion ist massiv gesunken, was wiederum Auswirkungen auf die Gesellschaft hat. «Auch der Kanton Thurgau ist herausgefordert durch eine Gesellschaft, die tendenziell auseinanderdriftet. Es stellt sich drängend die Frage, welche Werte unsere Gesellschaft im Innersten zusammenhalten. Hier ermuntere ich den Regierungsrat, immer wieder neu für diese Werte einzutreten», sagte Dominik Diezi, Präsident der Synode, des Parlaments der katholischen Landeskirche Thurgau, in seinem Grusswort.

Cyrill Bischof, Präsident des Kirchenrats (Exekutive), zitierte zu diesem Thema Napoleon I.: «Eine Gesellschaft ohne Religion ist wie ein Schiff ohne Kompass.» Mit Blick auf die schwindende Rolle der Kirchen forderte er den Regierungsrat auf, den Kirchen nicht wohlwollend passiv zu begegnen, sondern die aktive Diskussion über den Wert der Landeskirchen und anderer Glaubensgemeinschaften zu fördern, um den Kitt in der Gesellschaft zu erhalten.

Domkapitel wählt den Bischof

Die Verbindung zwischen dem Domkapitel und der katholischen Landeskirche Thurgau ist aktuell durch die Person von Theo Scherrer gegeben. Der Geistliche ist Domherr des Standes Thurgau und Mitglied des katholischen Kirchenrats. Das Domkapitel des Bistums Basel besteht derzeit aus 18 Domherren und 12 Ehrendomherren. Es besitzt unter anderem das Recht, bei einer Vakanz den neuen Bischof zu wählen, ein grosses Privileg im Vergleich zu anderen Bistümern. Eine weitere Aufgabe der Domherren ist es, im Auftrag des Bischofs die Firmung in den Pfarreien zu spenden. Zudem stellt das Domkapitel durch seine Vertreter eine Brücke zwischen dem Staat und den zehn Bistumskantonen dar. Diese besucht das Domkapitel im Turnus.

Redaktion