Sitzen ist in der europäischen Kulturgeschichte oft mit Machthaben verknüpft. Könige sitzen auf dem Thron, Kleriker haben Sitzgelegenheiten, die ihrem Rang entsprechen. Dies gilt im späten Mittelalter auch für die Nonnen des Klosters St. Katharinental, die ein imposantes Gestühl für ihre Machtposition erhielten.
Kunsthandwerk erster Güte
Das Chorgestühl von Meister Augustin Henkel ist aus massivem Eichenholz geschaffen und entsteht 1509/10 für die ursprüngliche Kirche in St. Katharinental. Realitätsgetreu geschnitzte Köpfe von Heiligen, Evangelisten, Propheten und Bürgern zieren die seitlichen Abschlüsse der Sitzreihen. Sie bieten rund 70 Plätze und stehen im Nonnenchor. Hier überstehen sie die Zeit jedoch nicht unbeschadet.
Kirchenschätze im Ausverkauf
1730 wird die Kirche St. Katharinental neu erstellt. Im Neubau werden nur Teile des Chorgestühls platziert: ein zweireihiges Gestühl mit 26 Plätzen im Nonnenchor, zwei weitere Reihen zu je acht Sitzen auf der Orgelempore. Ein weiterer Verlust des kunsthandwerklich erstklassigen Werks geht mit der Klosteraufhebung einher. 1869 verkauft der Kanton Thurgau die Ausstattung des Nonnenchors, der grösste Teil des Chorgestühls gelangt ins Ausland. Welche Elemente im Thurgau verbleiben und welche Geschichten sie bergen, ist Thema des Kurzvortrags über Mittag.
Anmeldung erforderlich
Die Veranstaltung startet um 12.30 Uhr im Schloss Frauenfeld, der Eintritt ist frei und es gilt eine Maskenpflicht. Beschränkte Teilnehmerzahl, Anmeldung über Museumswebsite des Historischen Museums Thurgau.