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Sport
02.08.2021
24.08.2021 16:54 Uhr

Die sportliche Schweiz

Kilian Imhof, der Cheftrainer OL Nationalteam und Kantonsrat die Mitte mit seiner Frau Regine Imhof (links) und Daniela Müller, Gemeinderätin von Wigoltingen (rechts) Bild: Manuela Olgiati
Kilian Imhof, der Cheftrainer des Orientierungslaufs des Nationalteams stellt an der Bundesfeier in Wigoltingen die aktuelle Situation im Sport in den Fokus. Der sportliche Politiker stellt die Frage in den Raum, ob es den Spitzensport In der Schweiz braucht und er nennt drei Gründe für mehr Unterstützung. Die Öpfel-Trophy Thurgau findet übrigens am 3. September in Wigoltingen statt.

Sport in aller Munde. Kilian Imhof, der Cheftrainer des Orientierungslaufs des Nationalteams war der Festredner an der Bundesfeier, die Daniela Müller von der Politischen Gemeinde Wigoltingen am Vagoweiher organisierte. Imhof sprach über die aktuelle Situation im Sport. Der Kantonsrat die Mitte Thurgau wohnt mit seiner Familie in Balterswil. Der sportliche Politiker stellt die Frage in den Raum, ob es den Spitzensport In der Schweiz braucht und er nennt drei Gründe für mehr Unterstützung

Sportliche Aktivitäten üben eine Mehrheit der Schweizerinnen und Schweizer aus. In der Schweiz seien Nichtsportler in den letzten sechs Jahren von gut einem Viertel der Bevölkerung auf 16 Prozent zurückgegangen. Über 80 Prozent der Bevölkerung bewege sich regelmässig. Imhof verweist auf eine aktuelle Studie «Sport Schweiz 2020», welche vom Bundesamt für Sport in Magglingen in Auftrag gegeben wurde.

Die Motivation, Sport zu treiben nennt Imhof folgende Gründe wie die Gesundheit und Fitness erhalten, auch die Freude an der Bewegung, das Draussen in der Natur sein sowie Entspannung und Stressabbau werden genannt. Solche Motive würden meist in einen gesünderen und ausgeglicheren Lebensstil führen.

Helvetischer Mehrkampf

Imhof zeigte auch auf, welche Sportarten in der Schweiz beliebt sind. Die Liste im helvetischen Mehrkampf führe das Wandern mit 57 Prozent an, gefolgt vom Velofahren (42 Prozent), Schwimmen (39 Prozent), Skifahren (35 Prozent) und Joggen (27 Prozent) zählt der Referent weiter auf.

Ihn persönlich ziehe es eher zu den Sportarten Wandern, Velofahren und Joggen, sagt Imhof. Wenn immer möglich, mache er einmal pro Woche Sport. «Ich merke vor allem, dass mir der Sport guttut, dass ich gesünder und leistungsfähiger bin, wenn ich mich bewege», sagt Kilian Imhof.

Schattenseiten im Sport

Der Referent beschönigt allerdings nichts. Wenn er von den negativen Begleiterscheinungen des Sports spreche, meine er körperliche Verletzungen, Doping und auch den psychischen Druck, erwähnt Imhof. Eine Studie zeigt auf, dass sich im letzten Jahr eine von zehn Personen beim Sport verletzt habe. Überwiegend seien zwar kleine Verletzungen zu verzeichnen, die kaum Arbeitsausfälle mit sich zogen. In den Teamsportarten Handball, Eishockey, Fussball und Basketball sei das Verletzungsrisiko jedoch am grössten.

Doping und andere negative Folgen sind ebenso ein umfangreiches Thema im Spitzensport, «welches gerne von den Medien aufgegriffen werde», fügt Imhof an und weiter: «Es ist richtig, dass der Sport auch seine Schattenseiten hat.» Dennoch sind die Schweizer in den letzten zehn Jahren deutlich sportlicher geworden. Sie bewegen sich mehr und belegen damit auch international einen Spitzenplatz, so lautet das Fazit von Kilian Imhof.

Spitzensport verdient mehr Unterstützung

Das Interesse am Spitzensport ist gross. Medial können die Olympischen Spiele in Tokio beobachtet werden. Imhof ist überzeugt, dass das mediale Interesse den Schweizer Sportlerinnen und Sportlern gilt. Imhof spricht von der Verbundenheit mit dem eigenen Land und seinen Leuten. Sobald eine Nation nicht vertreten sei, gehe auch das Interesse zurück. «Den Dreifachsieg der Schweizer Mountainbikerinnen verfolgte ich im Internet», sagte Imhof. Dies habe ihn glücklich gemacht und er sei auch stolz auf die Schweizer Delegation in Tokio. 12 Medaillen zu gewinnen einfach so, «obschon ich selbst praktisch nichts dazu beigetragen habe», sagt Imhof. Spitzenleistungen schaffen ein positives Gemeinschaftsgefühl und lassen Nationen näher zusammenrücken.

Dies sei im OL ähnlich, sagt Imhof weiter. Zwar ist der Orientierungslauf noch nicht olympisch. An Europa- und Weltmeisterschaften sorgen aber Spitzenresultate für ähnliche Gefühle. Imhof gestaltet den Spitzen-OL aktiv mit. Spitzensportler investieren viel Zeit, Energie und auch Geld in Vorbereitungen. Sie verzichten auf Annehmlichkeiten und sind danach stolz, wenn sie für die Schweiz ein gutes Resultat oder gar eine Medaille gewinnen können. Wenn dann bei einem Meistertitel der Schweizer Psalm erklinge, sorge dies für Hühnerhaut. "Das macht mich stolz, auch wenn nicht ich die Leistung selbst erbracht habe."

Kilian Imhof nennt drei Gründe die für mehr Unterstützung im Spitzensport sprechen:

  1. Spitzensport fördert das Zusammengehörigkeitsgefühl: Ich bin Teil eines Erfolgs oder Misserfolgs und fühle mich mit diesen Sportlern verbunden.
  2. Spitzensport hat Vorbildcharakter: Durch die Leistungen der Athleten werde ich zur Bewegung motiviert.
  3. Spitzensport ist eine Lebensschule: Die jungen Spitzenathleten lernen durch das systematische Arbeiten hin zu einem grossen Ziel viel für ihre persönliche Entwicklung.

Die grösste Gefahr im Spitzensport sieht Kilian Imhof bei den Finanzen. Zwar sei es unabdingbar, dass Sportler für ihr Training gute Bedingungen erhalten. Dazu gehören auch Erholungszeiten. Dadurch sei es notwendig, dass die Spitzensportler die ihre Leistungen erbringen, professionell trainieren können und damit Geld verdienen und auch unterstützt werden.

In gewissen Sportarten führe dies aber wie in der Wirtschaft zu Exzessen, die für Sportlerinnen und Sportler, sowie für gewisse Sportarten ungesund sind. Swiss Olympic als Dachverband der Schweizer Sportverbände verfügt über einen sehr guten Regulator, diese negativen Entwicklungen zu erkennen und diesen entgegenzuwirken.

Hinweis Öpfel-Trophy am 3. September:

Der Orientierungslauf Öpfel-Trophy findet am 3. September 2021 in Wigoltingen statt. Aus der OL-Nationalmannschaft werden die Welt- und Europameister Matthias Kyburz oder die Thurgauer Cracks Daniel und Martin Hubmann anwesend sein.

Manuela Olgiati