«Das ist ein starkes Signal – ich bin stolz auf den Thurgau», sagt Eva Büchi von Queer Thurgau an einer Medienkonferenz im Brauhaus Sternen in Frauenfeld. Der Schulterschluss fast aller Thurgauer Parteien sei ein historischer Moment. Nicht nur Queer Thurgau, sondern auch «Die Mitte», FDP, GP, GLP, SP, ihre Jungparteien und sogar die JSVP unterstützen die «Ehe für alle».
Keine Menschen zweiter Klasse
Besser jetzt Einsicht haben, als in 20-30 Jahren Entschuldigungen von offizieller Seite sammeln für staatlich sanktionierte Diskriminierungen, meint Büchi. Bei der «Ehe für alle» geht es für ihre Community um weit mehr, nämlich darum, als gleichberechtigte Menschen anerkannt zu sein. «Ein Ja zur „Ehe für alle“ wird uns endlich das Gefühl geben, nicht mehr Menschen zweiter Klasse zu sein.»
Gleich gute Eltern
So sehen es alle anderen Rednerinnen und Redner auch. Für Corinna Pasche, Kantonsrätin der «Die Mitte» ist klar, dass unterschiedliche Familienmodelle längst Realität und fester Bestandteil der Gesellschaft sind. «Gleichgeschlechtliche Paare sind genauso gute Eltern wie heterosexuelle Paare. Was Kinder brauchen sind verbindliche Bezugspersonen.» Für sie ebenso wie für Christina Pagnoncini, CO-Präsidentin der Thurgauer GLP, ist klar, dass das heutige Gesetz gleichgeschlechtlichen Paaren eine Adoption verbietet und diese von der Fortpflanzungsmedizin ausschliesst. «Und das ist diskriminierend!», meint die Kantonsrätin. Wer gleiche Pflichten hat – soll auch gleiche Rechte haben.
Freie Wahl für alle
Als Mutter von zwei Kindern in der Pubertät ist für Sonja Wiesmann, Kantonsrätin SP, sexuelle Identität und Lebensentwürfe ein aktuelles Thema. Sie stört sich am Widerspruch, dass das Schweizer Volk vor wenigen Jahren die Diskriminierung von homo- und bisexuellen Menschen per Gesetz verboten hat, aber immer noch homosexuellen Paaren das Recht auf Ehe verwehrt. «Für meine Kinder wünsche ich mir, dass sie unabhängig ihrer sexuellen Orientierung, wählen können, ob sie heiraten oder eben nicht.»
Moralisierender Staat ist unerwünscht
Auch Nationalrat Kurt Egger (Grüne) verweist auf die Gesetzeslage. "Das Recht auf Ehe und Familie ist gewährleistet", steht in Artikel 14 der Bundesverfassung. «Wieso sollte der Staat einigen Bürgerinnen und Bürgern ein Lebensmodell erlauben, anderen aber dasselbe verbieten?» Daraus resultierende Diskriminierungen wie im Erb- oder Adoptionsrecht sind für ihn anmassend und übergriffig. Und ebenso argumentiert Gabriel Macedo, Kantonsrat und Präsident der «FDP. Die Liberalen Thurgau». Für ihn und seine Partei ist klar, dass alle Menschen ihr Leben selbstbestimmt gestalten dürfen. «Der Staat soll weder moralisierend noch wertend in unser Privat- und Familienleben eingreifen.» Folgerichtig sollen darum auch gleichgeschlechtliche Paar die Zivilehe eingehen und Zugang zur Adoption und zur Samenspende erhalten.