Die Enthauptung von Anna Göldi, eine der letzten der Hexerei beschuldigten Frauen in Europa, liegt bereits gut 350 Jahre zurück – Name und Geschichte bleiben jedoch unvergessen. Auch wegen dem Glarner Walter Hauser, Schriftsteller sowie Gründer und Präsident der Anna-Göldi-Stiftung. Der mittlerweile in Weesen wohnhafte Dr. iur, Journalist und ehemalige Kantonsrichter ist verantwortlich für das «Anna Göldi Museum» und hat bereits mehrere Bücher über den Fall Göldi geschrieben, immer wieder mit zusätzlichen Fakten. Auch sein neustes Buch «Anna Göldi – geliebt, verteufelt, enthauptet» basiert auf neuen Erkenntnissen, wie der Autor im Linth24-Interview bekannt gibt.
Linth24: Herr Hauser, Sie schreiben: «Anna Göldi lebt. Auch wenn sie durch das Schwert enthauptet wurde, lebt sie weiter als Symbol für Opfer von Willkür und Machtmissbrauch.» Gibt es aktuelle Beispiele, die das veranschaulichen?
Walter Hauser: Staatliche Willkür erleben wir tagtäglich. Vor allem hilfsbedürftige und alleinstehende Menschen, insbesondere auch alleinerziehende Mütter, sind behördlicher Willkür ausgesetzt. Es ist deshalb wichtig, dass wir uns zu Werten wie Menschenwürde und Rechtsstaatlichkeit klar bekennen. Sie sind zurzeit auch in der zivilisierten westlichen Welt akut in Gefahr.
Sie beschäftigen sich seit über 20 Jahren mit dem Fall von Anna Göldi und ihrer Enthauptung vor gut 250 Jahren. Warum diese anhaltende Faszination – oder ist es schon fast eine Obsession?
Der Fall Anna Göldi ist wie eine Wundertüte, die immer wieder Überraschendes hervorbringt. Seit wir das grossartige Anna Göldi Museum in Glarus haben, gibt es eine Vielzahl interessanter Kontakte zu interessanten Leuten. Diese Kontakte bringen mich plötzlich wieder auf eine neue Spur und spornen mich zu weiteren Recherchen an. Insofern ist es eine Passion oder sogar Obsession, ja.