Das Schloss Gottlieben liegt am Seerhein westlich von Konstanz. 1251 kaufte Bischof Eberhard das Grundstück und kurz darauf wurde die Burg gebaut. Die heutige repräsentative Ansicht der Anlage vom Wasser aus, im Stile eines venezianischen Palazzos - entstand um 1837.
Der Kenntnisstand zur Baugeschichte des Schlosses Gottlieben beruhte bisher primär auf historischen Quellen. Die Anlage war in den letzten Jahrzehnten für Dritte nicht zugänglich. 2023 stand das Schloss zum Verkauf, es wurde daher eine Bestandesaufnahme veranlasst. Vorgesehen waren unter anderem die Erstellung aktueller Aufnahmepläne, eine bauhistorische Analyse mit Holzaltersdatierungen sowie Abklärungen zur im Untergrund erhaltenen Bausubstanz durch das Amt für Archäologie.
Von der Burg zum Schloss
Auf Grundlage der bauarchäologischen Untersuchungen im Schloss liessen sich sieben Bauphasen unterscheiden. Der historisch überlieferte Bau der Burg Gottlieben ab 1251 kann dendrochronologisch bestätigt werden. Die Grundsubstanz mit Wohntrakten im Norden und Osten, den beiden Türmen und der Ringmauer geht auf diese Bauzeit zurück; im Norden haben sich in den unteren Geschossen auch die ursprünglichen Raumgliederungen erhalten. Nach dem Brand von 1348 wurden die Türme aufgestockt. Teile der damaligen Geschosslagen, Treppenaufgänge und die Dachkonstruktion sind bis heute erhalten. Spätere Umbauten konnten bislang nur vereinzelt zeitlich eingeordnet werden. Die Umwandlung der Burg in einen Palazzo im Jahr 1837, nach der Übernahme durch die Familie Bonaparte/de Beauharnais, war vor allem auf die Aussenwirkung ausgerichtet: Fassaden und Dach wurden neugestaltet, aber auch die Binnenstruktur beider Wohntrakte erneuert. Das heutige Dach stammt hingegen aus der nachfolgenden Phase unter den neuen Besitzern von Fabrice, die die Umbauten beendeten. Die jüngste Bauphase umfasst die Modernisierung der Anlage im 20. Jahrhundert.
Dem sogenannten «Hus-Kerker» im Dachgeschoss des Westturms galt in der Forschung bislang besonderes Interesse. Der Nationalheilige der späteren Tschechischen Republik, Jan Hus, soll 1415 während des Konzils von Konstanz einige Tage in Schloss Gottlieben gefangen gehalten worden sein. Der Kerker wie auch der als «Memorabilienraum» bezeichnete Raum drei Geschosse darunter dürften eher auf die Neuzeit zurückgehen.
Die Parkanlage des Schlosses wurde mittels einer Geoprospektion durchleuchtet; eine solche Untersuchung kann unterirdische Strukturen, zum Beispiel Reste von Mauern oder Gruben, zum Vorschein bringen. Erwartet wurde vor allem das Erfassen des ehemaligen Wassergrabens, der gemäss Quellen die Burg umgab. Dieser konnte nur indirekt nachgewiesen werden. Eine diffus erkennbare Steinansammlung deutet möglicherweise auf den Verlauf des Grabens hin.
Historische Bildquellen
Bildliche Darstellungen und alte Pläne liefern Hinweise zur Entwicklung der Anlage und ermöglichen es, erkannte Umbauten zeitlich einzuordnen. Auf den Quellen lassen sich im Wesentlichen zwei Zustände unterscheiden: Zum einen die Mitte des 13. Jahrhunderts erstellte Burg mit Hauptgebäude im Norden, zwei Türmen im Süden und Mauerabschnitten, wodurch ein nahezu quadratischer Bauplatz entstand. Zum anderen die grundlegenden Umbauten von 1836/38 zu einem venezianisch anmutenden Palazzo mit Hauptgebäude im Norden, kleinerem Osttrakt und einer Verbindungsmauer zum Westturm. Gemeinsam mit den Türmen ergibt sich der noch heut bestehende U-förmige Grundriss mit offenem Hof gegen Süden.
Eine der frühesten Abbildungen der Anlage findet sich in der Schilling Chronik von 1513, die jedoch ein historisches Ereignis aus dem Jahr 1415 darstellt. Möglicherweise haben die Zeichner die Darstellungsweise der Burg der historischen Einordnung angepasst. Dort ist auf den Türmen ein oberstes Geschoss aus Holz abgebildet, von dem nichts erhalten blieb, da die Türme 1348 abbrannten und danach aufgestockt wurden.