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Ermatingen
07.10.2025

Die Eiche: Wie eine Baumart die Thurgauer Wälder bereichert

Revierförster Sebastian Bänteli, Reto April, Präsident der Bürgergemeinde Ermatingen, und Kreisforstingenieur Ulrich Ulmer im Pflanzgarten. Hier werden die Eichen mit Samen aus dem eigenen Wald aufgezogen. Bild: Kanton Thurgau
Eichenbewirtschaftung hat im Kanton Thurgau eine lange Tradition - davon zeugen ehemalige Mittelwälder. Im sich verändernden Klima hat die Eiche zudem eine wichtige Rolle als Zukunftsbaumart. Was es alles braucht, damit aus einer Eichel in hundert Jahren ein grosser Baum wird, zeigt sich im Ermatinger Wald.

Ermatingen liegt im Forstrevier «Am Untersee», welches einen Eichenanteil von 20 Prozent aufweist. «Von Natur aus würde im Ermatinger Wald die Buche dominieren, die Eiche wäre viel seltener», sagte Kreisforstingenieur Ulrich Ulmer am Dienstagvormittag im Rahmen einer Herbstmedienfahrt. Dass in diesem Wald so viele Eichen wachsen, sei eine Folge der früheren Mittelwaldbewirtschaftung. «Die Eiche wurde über Jahrhunderte gefördert, vor allem wegen ihres wertvollen Holzes», sagte Ulmer. «Dieses Erbe verpflichtet.» Damit auch in hundert Jahren noch grosse Eichen im Thurgauer Wald stehen, muss eine kontinuierliche Nachzucht erfolgen. Diese beginnt im Pflanzgarten mit Eicheln aus dem eigenen Wald als Samen.

Die Ermatinger Wälder weisen vielfältige Eichenbestände auf, man findet Eichen in fast allen Altersklassen. Gehegt und gepflegt werden sie von Revierförster Sebastian Bänteli: «Ich habe die herausfordernde Aufgabe, diesen Eichen zum richtigen Zeitpunkt zu helfen, so dass sich aus jungen Pflanzen schöne, grosse Bäume entwickeln können.» Diese Pflege ist aufwendig, denn um zu gedeihen, braucht die Eiche viel Licht, Schutz gegen Wildverbiss sowie häufige und kräftige Eingriffe, um Konkurrenzbaumarten wie Buche oder Ahorn zurückzudrängen.

Diese Pflege wird vom Kanton mit finanziellen Beiträgen unterstützt; denn, die Eiche liefert nicht nur wertvolles Holz, sondern ist auch wichtiger Lebensraum für viele Tiere und Pflanzen. Auf keiner anderen einheimischen Baumart kommen so viele unterschiedliche Organismen vor wie auf ihr. Kommt hinzu, dass die Eiche gut mit Trockenheit und Hitze umgehen kann. Eine Eigenschaft, die sie Fichten und Buchen voraushat und die in Zeiten klimatischer Veränderungen immer wichtiger wird.

Eichenwirtschaft als Chance

Für die Bewirtschaftung des Ermatinger Walds ist die Bürgergemeinde Ermatingen als Eigentümerin zuständig. Sie zählt rund 300 Bürgerinnen und Bürger und besitzt 404 Hektaren Wald mit einem Waldreservat sowie weitere Flächen und Liegenschaften. «Wir als Bürgergemeinde identifizieren uns mit unseren Wäldern», sagte deren Präsident Reto April, «und insbesondere die Eiche prägt unsere Identität.» Die Pflege von Eichenbeständen sei sehr intensiv und erfordere Investitionen über Generationen. Gleichzeitig steht die Bürgergemeinde vor Stolpersteinen wie Wirtschaftlichkeit, Fachkräftemangel, dem Spagat zwischen Naturschutz und Nutzung sowie Risiken durch Stürme, Schädlinge und gesellschaftliche Erwartungen. «Trotz dieser Herausforderungen ist die Eichenwirtschaft für uns keine Last, sondern Verpflichtung und Chance, sie für kommende Generationen zu bewahren», betonte April.

Redaktion24