Was ist wahr oder Wahrheit? Diese Frage stellt sich heute mehr denn je. In meinen jungen Jahren war es noch klar, was Wahrheit ist. Wenn das, was man sah, das, was man hörte und das, was man sagte der Realität entsprach, dann war es wahr oder eben die Wahrheit. Jahre später wurde ich belehrt, dass jede und jeder ihre oder seine eigene Wahrheit hat oder etwas als ihre oder seine Wahrheit betrachten kann. Es gab danach also individuelle oder eben verschiedene Wahrheiten. Mit Verlaub, das ist völliger Blödsinn.
In den letzten Jahren hat sich aber so mancher Blödsinn in der Öffentlichkeit durchgesetzt. Ich habe mir deshalb angewöhnt, nicht mehr von Wahrheit zu schreiben oder zu sprechen, sondern von dem, was Fakt ist. Dies in der Hoffnung, dass für die nächsten paar Jahre Fakt ist und bleibt, was der Realität entspricht und nicht wieder jede und jeder individuell feststellen darf, was ihre oder seine Fakten sind.
Verzicht auf individuelle Interpretationen
Zur Klärung: Dass heute Morgen die Sonne aufgegangen ist, ist nach allem was wir bis heute wissen, Fakt, insofern das immer noch so ist, wenn Sie diesen Leserbrief lesen. Ob aber morgen die Sonne aufgeht ist nur höchstwahrscheinlich, also eine individuelle, wenn auch berechtigte Annahme - aber eben noch kein Fakt. Ob es für uns zum Fakt wird, wissen wir erst morgen, insofern wir das morgen noch feststellen können, wenn nicht andere Fakten diese Feststellung inzwischen verunmöglicht haben, zum Beispiel, weil man nicht mehr am Leben ist oder die Sonne morgen tatsächlich nicht mehr aufgeht, was wir heute ja noch nicht wissen können. Mein Vorschlag für 2025: Zurück zu meiner Zeit in jungen Jahren, halten wir uns an die Fakten, wenn wir von Wahrheit sprechen und verzichten wir auf individuelle Interpretationen von derselben.