Manche sehen für grenznahe Orte schwarz. Folgt man den Kommentaren auf Facebook ist viel Enttäuschung spürbar. Die Problematik von Ladenschliessungen gibt es allerdings auch in anderen Städten, im Thurgau und weiteren Kantonen. Die Stadt Zürich ist ebenso vom Ladensterben betroffen. Allerdings dort, wo sich viele Menschen zu Fuss aufhalten, scheint die Situation entspannter. Käufer gehen von Laden zu Laden, bis sie das Passende gefunden haben. In Kreuzlingen hingegen ist es leer. Die Verlockung, den Einkauf in Konstanz zu machen, ist gross.
Anziehungspunkt für mehr Käufer
Einer, der das Stadtleben in Kreuzlingen kennt, ist Attila Wohlrab aus Kreuzlingen. Der eidg. dipl. Immobilientreuhänder wägt die Situation aus seinem beruflichen Umfeld ab. Wohlrab ist Geschäftsführer und Inhaber der immokanzlei AG in Kreuzlingen sowie Präsident des Arbeitgeberverbandes Kreuzlingen. Auf einzelne Analysen von Liegenschaften möchte er nicht eingehen, sondern mehr eine Aussenansicht beleuchten. Selber glaubt er nicht, dass Käufer nach Amriswil oder Weinfelden abwandern.
Dennoch spricht er überzeugt von der Wichtigkeit der Personenfrequenzen. Gebe es Standorte, wo tagsüber immer viele Menschen passieren, gehen automatisch auch mehr in Läden. Ob Kleider oder Schuhe kaufen, entscheide die Nachfrage. Der Jahrmarkt vom vergangenen Oktober zog zum Beispiel die Menschen an. Dann hat es Besucher auf der Strasse und wegen dieser hohen Personenfrequenzen kommen auch die Händler. Mit einer gewissen Innovation können auch Ladenbesitzer davon profitieren. Doch in den Zeiten und Tagen dazwischen ohne Personenfrequenzen warten etwa Modeberater auf Kundschaft.
Innovative Ideen für Nischen
Inzwischen stehen immer mehr Ladenflächen in Kreuzlingen leer. Dennoch findet Attila Wohlrab wohlwollende Worte. Er sagt, dass es heutzutage noch immer möglich sei, ein eigenes kleines Geschäft zu eröffnen. Er ergänzt: «Es braucht innovative Geschäftsleute mit Nischenprodukten. Wichtig ist zu wissen, was man daraus machen möchte.» Man muss sich klar positionieren und ein attraktives Sortiment haben, welches den lokalen Bedürfnissen entspreche. Die Beratung muss stimmig sein. Qualitätsprodukte brauchen einen Premium-Service. Aber auch günstige Waren mit wenig Service könnten funktionieren. «Es gibt im Detailhandel nur die Varianten billig oder Erlebnis mit Service», sagt Wohlrab überzeugt.